Bild für Beitrag: „Piano und Posaune“ | Fink Körner Duo in Bochum
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„Piano und Posaune“

Fink Körner Duo in Bochum

Bochum, 04.07.2019
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: Doris Geist

Piano und Posaune - das ist eine nicht alltägliche Konstellation für ein Duo. Doch ‚piano‘ ging es nicht immer zu in der ‚Kunst-Werkstatt‘ in Bochum-Wattenscheid, denn dieses Duo kann auch ganz anders. Gero Körner , Klavier und Hanjörg Fink, Posaune, gelang es, die ‚Werkstatt‘ als Klang-Raum zu nutzen und das Publikum zu begeistern.

Gero Körner und Hansjörg Fink sind in jedem Sinne professionelle Musiker. Beide haben klassische Musik und Jazz studiert. Sie haben sehr viel Berufserfahrung, auch im Ausland, und sind hauptberufliche Musiker. Hansjörg Fink spielt Posaune undwar früher Mitglied des Bundesjazzorchesters von Peter Herbolzheimer. Später war er Soloposaunist im World Famous Glenn Miller Orchestra und spielte in vielen anderen Orchestern wie der WDR- und SWR-Bigband mit. Gero Körner ist Pianist, er kommt ursprünglich vom Blues und von der Rockmusik her, ist aber inzwischen in allen musikalischen Welten zu Hause. Er ist bekannt für seine stilistische Bandbreite, aber auch für seine Arrangements und Kompositionen.

In einem Gespräch mit den beiden Musikern wurde deutlich, dass die Konstellation des Duos nicht zufällig entstanden ist. Die Posaune bietet – mehr als Trompete oder Saxofon – als Melodieinstrument sehr viele Möglichkeiten der Klang-Gestaltung und ist damit geradezu eine ideale Ergänzung zum Piano. Das musikalische Anliegen des Duos besteht darin, sich in einer Art Kammermusik von der Dominanz einzelner Genres zu lösen und durch Grenzüberschreitungen bzw. Verbindungen der Genres neue musikalische Räume zu erschließen. Dies gilt für Klassik, Jazz und Pop, die ‚Jazzpolizei‘ hätte hier viel zu tun.

Das Programm bestand deshalb zwar auch aus einigen Jazzstücken wie Swinging at the Haven, Milo’s Other Samba und A Day in Vienna. Es enthielt aber auch viele Titel anderer Genres, angefangen mit Startrek-Enterprise über Stücke von Billy Joel (Honesty), einem Balkan Romantic Song im 7/8-Takt, zwei BossaNovas bis hin zu einem aktuellen Song von Bruno Mars (Treasure). Am meisten beeindruckt hat mich Avinu Malkenu, ein Lied zu einem jüdischen Gebet. Mit den orientalischen Harmonien und dem klangvollen Vortrag der Posaune entstand eine sehr bewegende Atmosphäre mit geradezu elegischem Charakter.

Mit eigenen Stücken bewiesen die beiden Musiker, dass sie auch im kompositorischen Bereich zu Hause sind. Dabei wurde wiederum ihre musikalische Vielseitigkeit deutlich. Neben ruhigen, melodischen Stücken (Conca Seaside, Shall We Beloved) fand sich auch eine kraftvolle und sehr rhythmische, an Trombone Shorty erinnernde Komposition (Monday After Work). Bei solchen Stücken beeindruckt immer wieder die Posaune, die mit dem Verschieben des Zuges größere körperliche Bewegungen des Posaunisten erfordert und so Tonfolgen auch visuell erfahrbar macht. Fink nutzt für spezielle Klangfarben manchmal Dämpfer, die sein sonores Spiel unterstützen. Körner spielt in vielen Stilen, manchmal besinnlich, leicht bluesy; in langen schnellen Läufen macht sich auch der Rock’n Roll bemerkbar.

‚Kommunikation‘ war ein wichtiges Stichwort in dem Gespräch mit den beiden Musikern. Bei Konzerten sprechen die beiden einen festen Rahmen über die Arrangements ab, alles dazwischen ist Kommunikation und wechselseitige Improvisation. Deshalb spielen auch beide ohne Noten. Denn wichtiger als der Blick auf Noten ist der Blickkontakt zum ‚Spielpartner‘.

Dieses Duo macht wirklich gute Musik. Besonders in Bezug auf Virtuosität, Instrumentenkonstellation und den genreübergreifenden Ansatz kann es empfohlen nur werden und hat sicher mehr Beachtung verdient.

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