Packender Sommer-Jazz
BBS Trio begeistert im Kunstmuseum Bochum
TEXT: Heinrich Brinkmöller-Becker | FOTO: Heinrich Brinkmöller-Becker
Jazz und Sommer stehen seit Langem für eine ganz besondere Liaison; Filme, Festivals, Konzertreihen vermitteln mit musikalischen Mitteln das Gefühl von Sommer, Sonne, Meer, Wind, Leben und Leichtigkeit. So auch das BBS Trio in seinem Auftritt im Bochumer Kunstmuseum. Die drei Buchstaben stehen für die Namen Sven Bergmann (p), Uli Bär (b) und Martin Siehoff (dr). Und dem Trio gelingt mit seinem Programm eine ganz besondere Jazz-Sommernacht, ein Sommerkonzert par excellence.
Schon der Einstieg mit Antigua des Gitarristen Roland Price fegt mit karibischer Power jeglichen Corona-Blues weg, der ausgelöste Tanzimpuls lässt sich nur schwer unterdrücken. Uli Bär stellt anschließend launig moderierend das Programm des Abends vor: Die fünf Neukompositionen aus der Feder von Sven Bergmann sind jeweils einem mediterranen Sommerwind gewidmet. So beginnt der Reigen mit Levante-Drifting im wiegenden ¾-Takt, bei dem man sich in ein Segelboot versetzen kann, das in leicht säuselnden Wellen schaukelt. Energiegeladen mit schnellem, klar konturiertem Spiel bringt uns das Trio in Ponente New Swing dem entsprechenden Wind näher, der für einen klaren Himmel sorgt. Tramontana – Wings of Longing lässt mit seinem langsamen ¾-Takt ein eher melancholisch-bluesiges Gefühl aufkommen. Der Bass gibt in Childhood Days zunächst das melodische Muster vor, welches Klavier und Schlagzeug übernehmen und in ein dichtes Trio-Spiel überführen. Und ist man von Sven Bergmanns perlenden Läufen und harmonisch-rhythmischen Winkelzügen auf den 88 Tasten, von dem einfühlsam-filigranen Schlagzeug-Spiel Martin Siehoffs und dem erdig-summenden Bass Uli Bärs ganz in den Bann geschlagen, passiert im Intro von Stormy Schirokko etwas ganz Besonderes: Zunächst mit den Besen, dann zunehmend mit immer mehr perkussiven Mitteln leitet der Drummer lautmalerisch das Aufkommen des tropischen Wirbelsturms ein, man spürt das Zusammenbrauen und schließlich das ungeheure Kraftzentrum des Sturms mit seiner gewaltigen Konzentration. Hier setzt der Bass mit ostinatem Muster ein, schließlich das Piano – eine fesselnde und explosive Reise im vertrackten 5/4-Takt geht ab. Was für eine Energie in dieser Komposition, in diesem Zusammenspiel! Hardbop pur. Ähnliches gilt auch für die Interpretation von Hush a bye, eigentlich einem Schlaflied, das das Trio in einen Hochenergie-Modus überführt. Das Sommerkonzert endet mit Endless Stars von Fred Hersch, dem Lieblingspianisten von Sven Bergmann, dessen lyrische Interpretation seinem Idol in nichts nachsteht.
Driftet manches Sommerkonzert in ein allzu harmloses Plätschern ab, kann man dies von dem des BBS Trios nicht behaupten, im Gegenteil: Den drei Musikern gelingt ein fein abgestimmtes Trio-Konzert mit energiegeladener Virtuosität, gepaart mit schierer Spielfreude, frisch und improvisatorisch gewitzt, in jedem Takt groovend. So geht Sommer-Jazz!
Weitere Auftritte des BBS Trios im Rahmen des umfangreichen Programms des von Uli Bär verantworteten Jazzfestivals Am Hellweg Take5 mit 55 Konzerten an 30 Orten in 18 Städten.