Over the Border Festival
Jazz Wirbelwind Lakecia Benjamin
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam
Die afroamerikanische Altsaxophonistin Lakecia Benjamin spielte im Rahmen des Over The Border Festivals in der Harmonie in Bonn-Endenich. Das Konzert wurde durch eine Kooperation mit dem Jazz Festival in Burghausen möglich. Benjamin kam direkt aus Belgien vom Leuven Jazzfestival (Christoph Giese berichtete) und war mit ihrem Quartett in bester Spiellaune.
Furioses Saxophonspiel
Lakecia Benjamin ist für den Deutschen Jazzpreis nominiert und gehört auch in den USA längst zu den etablierten Jazzmusiker*innen. Sie gilt als große Hoffnung in der Weiterführung der Tradition von John Coltrane. So begann das Konzert in Bonn auch mit dem Stück Trane aus ihrem neuen Album Phoenix. Mit furiosem Saxophonspiel, wie wir es von John Coltrane oder Pharao Sanders in den Sechszigern kannten. Mit langen Soli, schrillem Überblasen und schnellen Changes.
Aber in aller Wildheit und allem Feuer war auch Tiefe und sogar Eleganz zu spüren. Das Konzert war im Wesentlichen ein Parforceritt durch ihr neues Album.
John Coltrane und Black Power
Lakecia Benjamin knüpfte nicht nur an die Musik der 60er an, sondern auch an die damals aktive Black Power Bewegung und las und rappte Texte, u.a. von der Bürgerrechtsaktivistin Angela Davis. „Peace is a human right“, so heißt es in ihrem Titel Peace is a Haiku Song.
Die ein oder andere Ballade hatte auch ihren Platz im Programm,. aber insgesamt hielt Lakecia und ihre Band das Energielevel hoch.
Das Publikum in Bonn spendete reichlich Beifall und ließ sich auf die fordernde und förmlich sprühende Musik ein.
Die Harmonie war nicht bestuhlt, einige Stehtische und Barhocker und sonst ein Stehkonzert, wie bei Rockkonzerten üblich. Aber die großartige Musik der Saxophonistin und ihrer Band liess das Publikum alle Unbequemlichkeiten vergessen.
Die Band spielte herausragend
Nicht nur die Altsaxophonistin bot instrumentale Höhenflüge, auch ihre Band stand ihr nicht nach. Der Schlagzeuger Ej Strickland trieb die Band mit seinen Drums regelrecht vor sich her. Miki Hayama spielte nicht nur exzellent Piano, sondern setzte auch eine Orgel ein. Bassist Ivan Taylor stand fast stoisch an seinem Kontrabass und hielt den Beat, aber dann verließ er diese Haltung und spielte Soli, die voller Gesang klangen. Auch wenn das Trio ohne die Leaderin spielte war es ein Genuss diesen Musikern zuzuhören.
Lakecia schaffte es nicht nur durch ihr Spiel das Publikum zu gewinnen, sie war auch eine charmante Entertainerin, die mit den Zuhörer*innen plauderte. So waren alle Zutaten für ein mitreissendes Konzert gegeben, allen voran großartige Musik im Geist von Alice und John Coltrane.
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