Ohne Gefühlsausbrüche
Max Raabe im Konzerthaus
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese
So hintersinnig und geistreich wie in der Weimarer Republik klangen deutsche Schlager danach wohl nie wieder. Mehr als 80 Jahre ist das inzwischen her, doch ein studierter Bariton-Sänger aus Lünen hat diese Lieder noch längst nicht vergessen. Max Raabe singt sie - auch am Samstagabend im gut gefüllten Konzerthaus.
Und er tut das dieses Mal ohne sein Palast Orchester im Rücken. Lediglich Pianist Christoph Israel begleitet ihn am Konzertflügel. Und doch ist da diese Vetrautheit der Orchesterauftritte. Max Raabe steht da nämlich wie immer, im dunklen Frack mit weißer Fliege, mit zumeist unbewegtem Gesicht, stocksteif am gerade nach oben gerichteten Röhrenmikrofon, den Pomadescheitel höchst akkurat gekämmt.
Und er singt mit sparsamer Gestik Lieder von Franz Doelle, Theo Mackeben, Fritz Kreisler, Max Hansen oder Friedrich Hollaender. Lieder von ehelichen Kraftproben, von Flirts, Verwirrungen der Gefühle und vom Seelenzustand des verzweifelten Menschen.
Dabei sind Gefühlsausbrüche bei Max Raabe nicht zu sehen. Sehnsucht zeichnet Raabe nüchtern nach, Leidenschaft analysiert er mehr als das er sie fühlen lässt. Und die Wirkung von Ironie und Witz an so mancher Stelle im Programm überlässt er einzig den ironischen Passagen in den Textvorlagen.
Bei einem russischen Tango bricht mal kurz ein wenig Theatralik aus dem Sänger heraus. Aber schnell fängt sich Max Raabe wieder in seiner Rolle als sachlicher Interpret und Verwalter der alten Preziosen, bei dem jeder Ton und jede Silbe bombensicher sitzen. In den melancholischen Balladen wie auch in den beschwingt-fröhlichen Stücken.
Mit dem Titel „Küssen kann man nicht alleine“ knüpft Max Raabe in der ersten von schließlich drei Zugaben schon mal an das aktuelle Programm mit seinem Palast Orchester an. Mit dem kommt er übrigens am 26. und 27. April zurück nach Dortmund und ins Konzerthaus.