Nubya Garcia auf dem Düsseldorf Festival
Junger Jazz aus London
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Düsseldorf Festival/Albrecht Korff
Das “Düsseldorf Festival“, das in den ersten Jahren noch “Altstadt Herbst“ hieß, findet nun zum 32. Mal statt. Die Intendanten und Festivalleiter*in Christiane Ochsenfort und Andreas Dahmen haben ein echtes Erfolgsmodell geschaffen. Das Programm des Festivals war von Anfang an so ausgerichtet, das Musik, Tanz, Theater und Neuer Zirkus auf hohem internationalem Niveau jenseits des eingefahrenen Mainstream dargeboten wurde. Ein besonderes Kulturangebot, das in dieser Form in Düsseldorf nicht zu erleben war. Im Laufe der Jahrzehnte gab es viele kulturelle Highlights, Oratorien an besonderen Orten, spannende Street Dance Formationen, kreative Tanzkompanien, großartige Kammermusik in Düsseldorfer Kirchen, Chorwerke, den schrägen Humor der Tiger Lillies, wegweisende Musiktheater Produktionen, indischen Tanz, tibetischem Gesang, Musiker wie Tony Allen und Dhafer Yussef und die Reihe ließe sich noch lange fortsetzen. Auch Jazz hat dabei seinen Platz.
Dieses Jahr ist Markus Stockhausen im Programm, Jeemba Groove mit Afrobeat und Highlife Jazz, das Pulsar Trio mit Jazz und Sitar, das Pablo Caminiero Trio mit Flamenco Jazz, Barbara Ochsenfort mit klassischem Vokal-Jazz, Philipp van Endert und Tossia Corman verbinden Jazzgitarre und Gesang, ein klassisches Klaviertrio von Thilo Bunnies, Sebastian Gähler trifft auf Jakob Bänsch, die Big Band der Clara Schumann Musikschule und als Highlight Nubya Garcia aus London. Allein der Jazzbereich wäre ein eigenes spannendes Festival.
Nubya Garcia wurde ihrem Ruf als Shooting Star gerecht
Nubya Garcia, der Saxophon Shooting Star aus UK, spielte vor allem Stücke aus ihrem allseits hoch gelobten Album “Source.“ Als Einstieg spielte sie das Titelstück dieses Albums. Mit ihrem warmen weichem Tenorsaxophon nahm sie das Publikum mit auf eine Reise, durch vielfältige Klangwelten. Ihr wunderbares Saxophonspiel wird von einer herausragenden Band getragen. Das Eröffnungsstück “Source“ zeigt auch, was für die junge Szene in London typisch ist. Das Stück hat einen Reggae Rhythmus, es ist bei allem modernen Jazz, auch tanzbar. Das zeichnet die Szene in London aus, Reggae, Ska oder Cumbia, fließen ebenso wie Elemente aus Hip Hop oder Dance Music mit in den Jazz ein. Deshalb wird der neue Londoner Jazz auch von vielen jungen Leuten gehört, die sich sonst nicht für klassischen Jazz interessieren. Ein anderes Beispiel für diese Verbindung von tanzbaren Rhythmen und Jazz war das Stück La cumbia me esta llamando (Der Cumbia ruft mich). Die kolumbianische Cumbia ist südamerikanische Tanzmusik und ist damit natürlich auch Club tauglich. Zusätzlich gibt es von vielen ihrer Stücke einen DJ Remix und sie finden so ihren Weg in die Clubs von London.
Nubya schaffet auch in Düsseldorf vom ersten Stück an das Publikum zu begeistern. Nach dem Opener folgte mit “The Message Continous,“ ein weiteres Stück aus dem Album “Source“. Das dritte Stück begann mit einem langen Duo von Saxophon und Schlagzeug. Trotz des sehr expressiven Schlagzeugs spielt Nubya ruhige Linien auf dem Saxophon. Insgesamt ist ihr Saxophonspiel ruhig und warm, natürlich steigert sie sich auch bei einigen Stücken in ein temperamentvolles Spiel. Aber selbst in diesen Passagen, gab es nur selten ein Überblasen. Eine ihrer Inspirationsquellen ist Dexter Gordon, dem ihr Spiel näher ist als das von John Coltrane, den sie auch als Vorbild nennt. Nubya Garcias Musik ist offen für viele Einflüsse der englischen Jugendkultur, aber ihr Saxophonspiel ist immer mit der Jazztradition verbunden. Der Einsatz von Elektronik fand beim Schlagzeug und am Keyboard statt, bei ihrem Tenorsaxophon setzte sie nur ein wenig Hall ein.
Strahlende Gesichter im Publikum
Neben den Stücken aus ihrem erfolgreichen Album “Source“, wie die bereits genannten oder “Stay with Each Other“, spielte sie auch das Stück “Fortify,“ das bisher noch nicht auf Tonträger veröffentlicht ist und ihre neue Single “Lean In“. Die Single “Lean In“ ist ein lyrisches Stück mit langen Keyboardtönen und ruhigen Beats. Das Publikum im fast ausverkauften Theaterzelt auf dem Düsseldorfer Burgplatz feierte die Musikerin mit Beifallsstürmen und Standing Ovations. So war eine Zugabe selbstverständlich. Als Zugabe spielt sie das Stück “Pace“, das sie schrieb um den Hussel und Bussel in London etwas entgegenzusetzen. Eine Aufforderung das Tempo etwas hinunterzufahren. Als das Publikum das Theaterzelt nach dem Konzert verlies sah man viele freudige und strahlende Gesichter.
Das Düsseldorf Festival geht noch bis zum 25.9. weiter, hier der Link zum
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