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Jazzland Norwegen im Focus

CJW-Doppelkonzert in der Philharmonie

Köln, 20.08.2023
TEXT: Vera Marzinski | FOTO: Vera Marzinski

Erstmals fand im Rahmen der Cologne Jazzweek ein Konzert in der Kölner Philharmonie statt. Dazu hatte das Team Musiker aus Norwegen geladen. 25 Jahre ist das Jahrhundertalbum „Khmer“ mittlerweile alt und steht für elektrifizierten Jazz der 1990er Jahre. „Khmer“ ist ein zeitloser Klassiker. Nils Petter Molvær gelang damit ein internationaler Durchbruch. Der norwegische Trompeter verband moderne Jazzimprovisation mit Dancefloor- und Elektronikelementen. Und nicht nur das – er erzeugt, gemeinsam mit seiner Band, ein dichtes Geflecht aus Soundscapes, Polyrhythmik und Schwingungen. Genreüberschreitende Klänge mit viel Intensität. In der Ankündigung heißt es „Khmer bringt die Freiheit des Jazz und das Klangpotential von Pop/Rock zusammen“. Spektakulär wirkende Sounds und Rhythmen boten sieben Musiker – und auch nach einem Vierteljahrhundert hat „Khmer“ eine besondere und teilweise neue Faszination.

Das Ganze zunächst im fast Dunkeln auf der Bühne und nur mit den beiden Herren am Sampler - DJ Strangefruit (turntables, samples) und Jan Bang (live sampling). Fast unbemerkt – da es fast stockdunkel neben den „Schaltpulten“ ist, kommen Gitarrist Eivind Aarset, Bassist Audun Erlin und die beiden Drummer Rune Arnesen und Per Lindvall dazu. Und natürlich der Meister - Nils Petter Molvær, norwegischer Trompeter, Komponist und Produzent, der verschiedene Musikstile mühelos in einzigartige und dramatische Formen und in Klanglandschaften von tiefer Intensität umformt. Viel Elektronik und das bei fast allen Musikern auf der Bühne - Eivind Aarset sitzt fast wie auf einer Burg inmitten von Boxen und Mischpult. Grandios seine Soloparts. Die Trompete von Nils Petter Molvær klingt ungewohnt, aber bei einem Stück sehr sanft – als er ohne sein Ensemble und fast ohne Elektronik spielt. Klasse das Drumsolo und beeindruckend das Farbenspiel passend zur Musik auf der Bühne. Zum Schluss noch eine lange Zugabe, nachdem sich das Publikum davon überzeugen konnte, dass die außergewöhnliche Fusion Nils Petter Molværs absolut zeitlos ist.

Entschleunigt wurde das Ganze vom Solveig Slettahjell & Morten Qvenild Duo. Entschleunigung die vor dem Auftritt von Nils Petter Molvær sicher besser platziert gewesen wäre, aber das Duo beeindruckte damit, dass sie sich einfühlsam und stimmungsvoll sowohl eigenen Kompositionen, aber auch Klassikern widmeten. Mit ungeheurer Empfindsamkeit hauchte Solveig Slettahjell fast das erste Stück aus der Feder ihres Pianisten Morten Qvenild ins Mikrofon. Die herrliche Stimme, die so voller Emotionen ist, dass sie jedem Song völlig neue Gefühle verlieh. Das war nach der Ankündigung auch so zu erwarten: „Und wie schon in Slettahjells Slow Motion Quintet drehen sie die Temposchraube nahezu auf null und reduzieren die Lautstärke fast bis zur Unhörbarkeit, um zum Kern der Lieder vorzustoßen“ Bei den verjazzten Coversongs wie „True Colours“ oder „Boys Of Summer“ von Mike Cambell.

Genießen pur von jazzigen Balladen – was einige Gäste im Publikum wohl nicht konnten und den Saal verließen. Von dieser Respektlosigkeit ließen sich Solveig Slettahjell und Morten Qvenild nicht ablenken und beschenkten das Publikum mit einem grandiosen „Crazy“. Im Original von Gnarls Barkley und als jazzige Coverversion mit klarer und ausdrucksstarker Stimme. Solveig Slettahjell ist als Sängerin und Interpretin seit mehreren Jahrzehnten in der Europäischen Jazzszene bekannt und gilt als eine der ausdrucksreichsten Sängerinnen Norwegens. Sie veröffentlichte unter eigenem Namen mehr als 15 Alben. Sie und ihr Landsmann, der Keyboarder und Pianist Morten Qvenild, kennen sich schon viele Jahre. Qvenild war Anfang 2000 im Quintett der Sängerin dabei, auch im Duo haben sie bereits des Öfteren zusammengearbeitet. Seine stilistische Vielfalt mit Einflüssen aus Klassik, Popmusik, Rock und Folk begründen sein Mitwirken in ganz unterschiedlichen Bandprojekten der norwegischen Musikszene und war auch schon des Öfteren in Köln zu hören. Er hat ein ungewöhnliches Gespür für Pop als auch eine Leidenschaft für Experimente und Improvisation.  Auffällig beim Solveig Slettahjell & Morten Qvenild Duo ist, dass Qvenild ganz klassisch auf dem analogen, akustischen Flügel begleitet. Und auch im zart und poetischen Stück „We Found Love“ von Qvenild ist die Botschaft: In der Ruhe liegt die Kraft. Eine jazzige Ballade nach dynamischen Klanglandschaften – beides zählte zu den vielen, vielen Facetten der Cologne Jazzweek.

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