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Nicht zum Mitsingen

"Pulverize the Sound" beim Krefelder Jazzherbst

Krefeld, 19.11.2018
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Stefan Pieper

Heute Jazzkonzert! Für manchen mag dies einlockender Aufruf, für manchen eine Warnung sein. Wer diesem Aufruf unlängst ins Krefelder Theater folgte, für den war eine gewisse Portion Mut zum Abenteuer hilfreich. Denn auf ein solches lässt sich ein, wer an der viel beschworenen Grundlagenforschung seitens improvisierender Musiker teilnimmt – und mit neuen Erfahrungen belohnt wird. Eben dies hatte Florian Funke, künstlerischer Leiter beim Krefelder Jazzclub für das Konzerthightlight am Ende des Krefelder Jazzherbstes in seiner Anmoderation herausgestellt.

Zu Recht: „Pulverize the Sound“ heißt ein Trio um den aberwitzigen Trompeter Peter Evans, welches so klingt wie es heißt. Peter Evans, der ungestüme Hochgeschwindigkeitstrompeter, dem immer der Schalk zu sitzen scheint, ist in NRW längst kein Unbekannter mehr, hat er doch schon oft in Moers für Furore gesorgt. Die aktuelle Band mit Tim Dahl am E-Bass und Schlagzeuger Mike Pride favorisiert den freien, subjektiven Ideenfluss – ein Kontrast zu jenem postmodernen Postbop-Dekonstruktivismus, den Peter Evans andere, vielbeachtete Band „Mostly other People do the killing“ pflegt. Entsprechend zuverlässig werden im gemütlichen Wohnzimmerflair des Krefelder Glasfoyers erstmal Erwartungshaltungen „pulverisiert“. (Übliche Erwartungshaltungen an ein „Jazzkonzert“ sowieso...)

Verlass ist nach wie vor auf Peter Evans gleißendes, hyperaktives, bei aller mäandernder Freiheit zugleich einer aberwitzigen Logik folgendes Spiel auf Trompete und Taschentrompete. Skalen und rhythmische Muster machen sich hier gegenseitig die Überholspur streitig, zusätzlich angereichert durch Mike Prides omnipräsentes Trommelfeuer auf dem Drumset. Das wirklich aufregende „Epizentrum“ dieser Konstellation ist aber der Bassist Tim Dahl. Der „pulverisiert“ nicht nur, sondern erweitert sämtliche möglichen und unmöglichen Klangvorstellungen auf dem elektrischen Bass. Da beantworten vibrierende Mikrostrukturen die Trompeteneruptionen von Evans, ebenso wie sich ein brachialer Wall of Sound bis hin zu ungestümen Noise-Gewittern steigert. Unheimliche Glissandoeffekte setzten mitunter gespenstische Kontraste für regelrecht dadaistische Einlage der Trompete. Oft passiert alles gleichzeitig. Oder genau das Gegenteil davon.

So viel ungestümer Spielwitz deutet darauf hin, dass es denen dreien auch im „realen“ Leben nicht an Humor fehlt – und der lebt dann in Tim Dahle Abmoderation weiter: Dieser ergötzt sich über das Wort „Schweinshaxe“ und wie sich dieses Wort in amerikanischer Aussprache anhört - eine solche war den dreien vom fürsorglichen Catering zur Stärkung für den Auftritt kredenzt worden. Und dann gibt er den Zuhörern - und genau für diese Bezeichung erwies sich das Publikum an diesem Abend auch würdig - noch ein augenzwinkerndes „Merry Christmas“ mit auf den Weg. Der Grund: Etwas „vorauseilend“ ziert Mitte November bereits ein Lichterbaum das Glasfoyer. Gut, wenn diese freigeistigen New Yorker Klangberserkern nochmal dem bald wieder allseits verordeten Zuckerguss dezidiert radikale musikalische Statements entgegen schleuderten. Und die taugten definitiv nicht zum vorweihnachtlichen Mitsingen.

Egal ob mit oder ohne Lametta: Das Glasfoyer in der Krefelder Innenstadt ist eine angenehme und auch akustisch sehr vorteilhafte Spielstätte. Sie hat dem Jazzclub Krefeld e.V seit 10 Jahren auch einen deutlichen Publikumszuwachs beschert. Man hat hier nämlich eins erkannt: So sehr der legendäre Jazzkeller in Krefeld nach wie vor Kultfaktor genießt, so macht es sich zugleich bezahlt,den Jazz durch die Erschließung anderer Lokalitäten aus dem Kellerdasein heraus zu holen.

Nächster Termin beim Jazzclub Krefeld: Donnerstag, 06. Dezember

KUU! JELENA KULJIC Stimme

FRANK MÖBUS Gitarre

KALLE KALIMA Gitarre

CHRISTIAN LILLINGER Schlagzeug

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