Bild für Beitrag: Nicht nur Kurkonzerte | summer jazz in the city 2012
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Nicht nur Kurkonzerte

summer jazz in the city 2012

Bad Gastein, 20.08.2012
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Sepp Grabmaier

Nur Kurkonzerte den ganzen Sommer über, das gefiel Sepp Grabmaier nicht mehr. Und so schlug er im letzten Jahr dem Kur- und Tourismusverband in Bad Gastein und seiner aufgeschlossenen, jungen Direktorin Doris Höhenwarter ein wenig Jazz vor. Das traf sich gut, hatte die Kurdirektorin doch ein Jahr zuvor mit „sommer.frische.kunst“ ein Kulturprogramm für den beliebten Kurort im Gasteinertal, im Herzen des Salzburger Landes, aufgelegt, der in den Sommermonaten eben mehr im Angebot hat als nur den Klassiker, die Kurkonzerte – nämlich Filmreihen oder die „kunstresidenz“, die Möglichkeit für junge Künstler, im Rahmen eines Stipendiats im Ort über mehrere Wochen zu leben und zu arbeiten. „summer jazz in the city“hieß nun zum zweiten Mal die von Sepp Grabmaier kuratierte Konzertreihe, die mit wöchentlichen Open Air-Konzerten und einem kleinen, konzentrierten Festival mittendrin an mehreren Spielorten den Sommer über jazzige Klänge nach Bad Gastein brachte. Und Sepp Grabmaier weiß, was für Künstler einzuladen sind, damit ein breites Publikum seinen Spaß hat, schließlich organisiert der Mann nicht nur das „Snow Jazz“-Festival in jedem März, sondern auch das ganze Jahr über Auftritte in seinem Jazzclub, dem Sägewerk in Bad Hofgastein.

So dauerte es nicht lange, bis „Düsenfried and the Stuffgivers“ im Merangarten, mitten im Stadtzentrum, die Leute trotz gemütlicher Sitzgelegenheiten in diesem schönen Garten, vor die Bühne zum Tanzen lockte Die supersympathische Truppe aus Oberösterreich um den Frontmann Max „the Sax“ Eckelmaier spielt einen knackigen Funk in einem Programm, das auch Klassiker des Genres taufrisch zu servieren wusste. Eine echte Partyband, die aber Klasse hat. Letzteres gilt auch für „Kosmotron“, ein inzwischen achtköpfiges Ensemble aus Salzburg mit gleich zwei Gitarristen, das am Abend darauf im schicken Hotel Regina auftrat, in der gemütlichen, atmosphärischen Hotel-Bar. Mit einem prima, durch wunderbare Grooves zusammengehaltenen Mix aus Jazz, Funk und Afrobeat, und eigentlich schaurig-antiquierten, in diesem Kontext als markante Kontrastfarbe dann doch wieder geniale Sounds vom guten alten Moog-Synthesizer.

Zur „Lorenz Raab:xy band“ gehören zwei Bassisten – und eine elektronische Zither, die aber mehr nach Gitarre klingt. Im wunderschönen Wiener Saal im Casino von Bad Gastein, im denkmalgeschützten ehemaligen Grand Hotel de l´Europe, in dem zu seinen Glanzzeiten zahlreiche Prominente abgestiegen sind, zeigte der Mann aus Linz, der sich seine regelmäßigen Brötchen als Trompeter an der Wiener Volksoper verdient, wie man rhythmisch anspruchsvolle, mit allen Freiheiten ausgestattete Soundwelten mit hypnotischen Grooves und coolen Trompetenlinien versieht und dabei eine in jedem Moment spannende, wenn auch nicht immer unanstrengend klingende Musik kreiert.

So richtig lässig, wie der Österreicher sagen würde, gestaltete sich dagegen der Ausklang des fünftägigen Mini-Festivals innerhalb von „summer jazz in the city“ – mit einem Jazzbrunch bei strahlendem Sonnenschein auf der Terrasse des schicken Designhotels Miramonte. Während das Salzburger Trio „Freebird“ mit alten Pophits nett unterhielt, genossen die Besucher ein ziemlich gutes Buffet und die wunderbare Aussicht auf die Berge rundherum. Denn auch abseits von Kultur lohnt sich ein Besuch von Bad Gastein im Sommer. Die Sessellifte fahren auch in der warmen Jahreszeit die Berge hinauf. Kleine oder größere Wandertouren dort oben sind ein Genuss. Nur schade, dass der historische Ortskern mit seinen verwaisten Grandhotels oder dem Badeschloss, das zwischen 1791 und 1794 erbaut schon dem deutschen Kaiser Wilhelm I. jahrelang für seine Kuraufenthalte diente, an mancher Stille wie eine verlassene Filmkulisse aussieht. Ein Wiener Immobilienspekulant hat die Gebäude erworben und lässt sie langsam verfallen. Was wären das für Spiel- und Präsentationsorte für Kunst oder auch Jazz!

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