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Nicht immer nur Auswärtige

Festival de Jazz do Garajau

Funchal, 22.09.2010
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese

Paulo Barbosa steht unter Strom. An viel Schlaf ist nicht zu denken in diesen Tagen. Schließlich beginnt bald die erste Ausgabe seines "Festival de Jazz do Garajau" und da muss sich der umtriebige Festivalmacher eben um alles kümmern. Aber es sieht gut aus. Die Bühne im Garten des Hotels Dom Pedro Garajau, einem Haus mit Blick aufs Meer, in dem auch alle Musiker wohnen und man je nach Zimmer gar vom Balkon aus das Festival sehen und erleben kann, ist aufgebaut und wird gerade eingerichtet, die letzten Halter für bunte Lichter werden an die Hotelwand gebohrt. Große, mit Lampen gefüllte Bälle liegen im Garten verteilt. Am Abend sieht man dann das Ergebnis der Mühen: Der Hotelgarten leuchtet in allen Ecken atmosphärisch und lässt fast den Regen vergessen, der glücklicherweise nur den ersten der drei Festivalabende doch ziemlich stört.

Aber die Musik entschädigt für die vielen Tropfen vom Himmel zum Auftakt. Denn Paulo Barbosa präsentiert in seinem Wohnort Garajau, nur gut zehn Autominuten von Funchal entfernt, ein fantastisches Programm. Dabei setzt der passionierte Jazzliebhaber und Jazzkritiker für Portugals einziges Jazzmagazin jazz.pt und die renommierte Tageszeitung Público ganz auf die portugiesische Jazzszene. Und genau das macht sein Festival so besonders. Da präsentiert der ständig zwischen Berlin und Lissabon pendelnde Carlos Bica sein zauberhaftes aktuelles Projekt "Matéria-Prima" und das bis auf Trompeter Matthias Schriefl in der Besetzung der gleichnamigen, auf dem portugiesischen Clean Feed-Label erschienenen CD. Schlagzeuger João Lobo, der wunderbar mit Sounds zwischen Country, Rock und elektronischen Verzerrungen variierende Gitarrist Mário Delgado und Pianist João Paulo, der auch mal leicht spacige Orgelklänge loslässt, sie alle kreieren mit Carlos Bica auf dem Kontrabass vielschichtige Klangreisen.

Alle Hauptkonzerte des Festivals überzeugen. Sei es das Dreigespann des großen Lyrikers am Piano, Bernardo Sassetti, mit seinem neuen, im Frühjahr auf CD erschienenen Programm "Motion", eine von gelegentlichen improvisatorischen Ausbrüchen unterbrochene poetische, emotionale und feingeistige kammermusikalische Triojazz-Reise. Sei es der elegante Fusion-Jazz des Gitarristen André Fernandes, der seit 2002 mit "Tone of a Pitch" sogar ein eigenes Plattenlabel betreibt und der bei seinem Auftritt in Garajau mit Mário Laginha, Bernardo Sassetti, Nelson Cascais und Alexandre Frazão eine Top-Band um sich wusste. Seien es die starken Melodien der live vorgestellten CD "Guruka" des Kontrabassisten Nelson Cascais, der wie so einige seiner Kollegen auch als Sideman ein zweites Mal auf dem Festival spielte. Sei es die Sängerin Paula Oliveira mit ihrem neuen Projekt "Raça", das im Oktober CD-Premiere feiert. Mit dabei sind ein Piano-Trio und die "LisBones", vier Posaunen unter der Leitung des seit zehn Jahren in Lissabon lebenden deutschen Posaunisten Lars Arens, der alle Stücke dieses Projektes hervorragend arrangiert hat. Der Posaunensatz als tragende und stützende, aber nie zu dominant nach vorne drängende Einheit, dazu herrlich arrangiertes, bekanntes Songmaterial neben vielen Eigenkompositionen – und natürlich die Stimme der charismatischen Paula Oliveira. Eine sehr positive Überraschung, dieser so wunderbar mit den Sounds der Posaunen arbeitende Auftritt.

Auch Maria João, unter anderem mit Langzeit-Pianist Mária Laginha und Saxofonist Julian Argüelles angetreten, verzaubert das Publikum. Wie die Portugiesin den Song "Beatriz" von Chico Buarque und Edu Lobo nur mit Piano-Begleitung interpretiert, mit jeder Faser ihres Körpers, ihrer Stimme und ihrer Seele, das lässt niemanden kalt. Und Maria João lässt es sich auf der Bühne nicht nehmen, Paulo Barbosa ausdrücklich dafür zu loben, ein Festival mit portugiesischen Musikern zu veranstalten. Es mache doch keinen Sinn, immer nur auswärtige Künstler auf Festivals zu präsentieren, die eigene Kultur habe doch so viel zu bieten. Recht hat die Frau! Vor allem bei einer so hohen erlebten Qualität wie beim "Festival de Jazz do Garajau", das hoffentlich eine Fortsetzung findet. Immerhin war der jazzbegeisterte Bürgermeister der Gemeinde Santa Cruz, zu der Garajau gehört und die das Festival im Rahmen ihrer Ernennung zur Kulturgemeinde 2010 veranstaltet hat, alle drei Abende mit sichtlicher Begeisterung vor Ort.

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