Neusser Jazzsommernacht
Ein großartiges Homecomming
TEXT: Bernd Zimmermann | FOTO: Bernd Zimmermann
In der Metropole Ruhr ist jazzmäßig in dieser Woche tote Hose. Also schauen wir dann gerne auch mal, was in der Umgebung des Ruhrgebiets so los ist. Fündig geworden sind wir in Neuss. Dort fand am Freitag die Neusser Jazzsommernacht statt. Umsonst, drinnen und draußen.
Schon fast zur Tradition geworden steht normalerweise der letzte Freitag der Sommerferien ganz im Zeichen des Jazz und bereitet allen Musikfreunden ein großartiges „Homecoming“. In diesem Jahr fand die Neusser Jazzsommernacht ausnahmsweise eine Woche vorher statt. Jazzgitarrist und Organisator der Veranstaltung Phlipp van Endert legte den Schwerpunkt des Festivals in diesem Jahr auf Jazzmusikern/innen und Newcomern aus der Region. Wie immer war der Eintritt frei und ca. 300 Besucher fanden den Weg in das Kulturforum "Alte Post".
Los ging es mit Goran Vujic (Bass), Ulf Stricker (drums) und Thorsten Praest (Gitarre). Die Newcomer praktizieren eine Musik die in Richtung Fusion geht. Prägend an diesem Abend war dabei Ulf Stricker, der mit seinem sehr kreativen groovigen Schlagzeug, eine Mischung aus Cobham und Katché, die Gruppe nach vorne trieb. Ein Trio, von dem man sicherlich noch viel hören wird.
Anne Hartkamp und ihr Quintett präsentierten sich ebenfalls in bester Spiellaune. Ihre Musik, klassischer Jazz mit leichten Anleihen an den Freejazz. Frau Hartkamps facettenreiche Stimmakrobatik wurde vor allem durch das glänzende Saxophonspiel von Claudius Valk ergänzt. Die beiden wechselten sich mit zum Teil skurrilen Soli ab. Unterstützt wurden sie von Thomas Rückert (Piano), André Nendza (Kontrabass) und Oliver Rehmann (Drums).
Zum Ende, fasst gegen Mitternacht, betrat das Pablo Held Trio ( Pablo Held (Piano), Robert Landfermann (Bass), Jonas Burgwinkel (Drums) aus Köln die Bühne. Die drei gehören zum Besten, was der Jazz aus Deutschland zur Zeit zu bieten hat. Sie spielten ihr Set ohne Pause durch, hängten Track an Track.
Der Abend bot ein sehr abwechslungsreiches erstklassiges Programm. Kritisch anzumerken ist aber, wie so oft, dass er quantitativ überladen war. Natürlich wurde die zeitliche Abfolge wieder nicht eingehalten, so dass das Pablo Held Trio mit einer fast einstündigen Verspätung die Bühne betrat und bis weit nach Mitternacht spielte. Konsquenz: Das Publikum verließ zunehmend die Veranstaltung. Zum Schluss war nicht mal die Hälfte der Zuschauer da. Schade für die Musiker, schade für das begeisterte Publikum, schade für die glänzende Veranstaltung. Da ist sicherlich weniger mehr und vielleicht könnten ja eher mehr Termine angeboten werden.