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Nach Westafrika...

Abschlusskonzert beim Weltmusikfestival auf dem grünen Hügel

Recklinghausen, 05.08.2014
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Stefan Pieper

Urbane Klänge für den Sommer bietet das Weltmusikfestival "Odyssee" in jedem Jahr gleich an drei verschiedenen Spielorten. Möglich macht dies der WDR-Sender "Funkhaus Europa" in Kooperation mit den Städten. Vier Städte - Bochum, Hagen, Mülheim und Recklinghausen - laden gemeinsam mit dem WDR Funkhaus Europa und in Kooperation mit dem NRW Kultursekretariat zu einem spannenden Dialog der Kulturen ein. Und da sind auch die Freiluftkonzerte auf dem grünen Hügel vorm Ruhrfestspielhaus längst zu Kultveranstaltungen geworden. Ganz besondere Beachtung verdiente das diesjährige Abschlusskonzert, das ganz im Zeichen afrikanischer populärer Musik stand.

Die Highlife-Musik sei "die Neue Deutsche Welle Westafrikas", behauptet die Sängerin Mariama augenzwinkernd vor ihrem dankbaren Publikum. Zum Glück greift dieser Vergleich zwischen einem Popstil der 1980er und einer fast 100 Jahre alten populären Musiktradition in Westafrika doch etwas kurz – aber man darf auch mal spielerisch und plakativ sein mit vergleichen. Gemeinsam ist zumindest eine große Portion Fröhlichkeit und viel Tempo. Vor allem, wenn man wie Mariama und "Moh!Koyaté" alles gaben, um ihr Publikum auf dem grünen Hügel im Sturm zu erobern.

Und da wirkte es auch durchaus orignell, als Mariama mal ganz kurz die abgedroschenen "99 Luftballons" in ihrem Liveset zitierte. Ansonsten tat die Band sehr gut daran - nicht zu viele gewollte Vermischungen und Konzessionen an westlichen Pop-Geschmack zu machen. Denn gerade das verlieh ihrem langen Konzert um so mehr treibende, überbordende Musikalität , die das Publikum auf Anhieb von den Liege- und Sitzmatten auf der Wiese riss und die Menge der Tanzenden kontinuierlich anwuchs.

Mariama, die aus Sierra Leone stammt und heute in Köln lebt, hat so viel Emotion und Intensität in ihrer Stimme. Sie singt auf englisch, französisch und in der Sprache ihres Heimatlandes. Lässt sich dabei von ihrer überaus dynamischen Band vorantreiben. Tragendes Element dieser Stilistik sind diese typischen melodiösen Gitarrenfiguren – singende repetitive Muster, die in Afrika ständig überall in der Luft liegen, denn fast jedes populäre Musikstück macht ausgiebig von diesen Gebrauch.

Und es rollt der Beat in schnellen Sechsachteln oder auch mal in beschleunigten Reggae-Grooves. Ein Percussionspieler funkt auf der Djembe unermüdlich dazwischen, während die Gitarren weiterhin und oft zweistimmig ihre unermüdlichen Girlanden flechten. Auf einem solchen flirrenden Klangteppich können Mariama und ihr Partner umso mehr ihre eindringlichen Stimmen erheben. Überhaupt steht mit dem Gitarristen und Sänger "Moh!Koyaté" eine weitere mit allen Wassern gewachsene Koryphäe in Sachen urbaner Klänge zwischen Afrika und Europa auf der Bühne. In Mali geboren, sog er die dortige, extrem prägende Gitarrenspieltradition auf, die ja auch schon viele Bluesmusiker magisch angezogen hat. Und in Frankreich stieß er auf den Jazz, der das Tor zu großer improvisatorischer Freiheit weit öffnete.

All dies bündelt sich in jedem Moment dieser intensiven Bühnenshow. Ein großartiges Finale der diesjährigen sommerlichen Odyssee-Konzertreihe war dieser Auftritt! Und Mariama hatte es sich bei der Ansage ihrer Stücke auch nicht nehmen lassen, den WDR-Moderator Francis Gay lobend zu erwähnen, der jahrzezntelang wahre Pionierarbeite geleistet hat, um die erstaunlcihen Musiken und Musiker aus den Kulturen aller Welt auf hiesige Bühnen zu holen.

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