Mut zur Emotion
Filippa Gojo und Sven Decker auf Augenhöhe
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Stefan Pieper
Filippa Gojo hat in diesem Jahr den Neuen Deutschen Jazzpreis gewonnen und ist ebenso verdiente Preisträgerin eines Solistinnen-Preises. Auf ihrem Soloalbum „Vertraum“ hat sie ihre künstlerische Selbstfindung unbeirrt weiter getrieben.
Was die heute in Köln Lebende dort mit eigener Stimme zuzüglich diverser Instrumente kreiert, zeugt von Mut, Kreativität und künstlerischer Konsequenz. Die gestalterische Bandbreite ihrer Vokalkunst negiert dabei jede Rollenfestschreibung der heute in Köln Lebenden als „Sängerin“.
In Essen nun trat sie in einen Dialog mit dem Klarinettisten Sven Decker : Leise und intim begeben sich beide gemeinsam auf Klangsuche, finden einander und formulieren Gegenpole. Es gibt keine Rollen oder Stereotypen: Filippa Gojo s Stimme wird zum Instrument. Sven Decker s melodische Linien auf den Klarinetten sind wie eine beredte Stimme. Das ist Berührung auf Augenhöhe. Sven Decker s Spiel strahlt viel innere Ruhe aus, produziert aber auch Wendepunkte. Filippa Gojo arbeitet sich an melodischen Mustern und feingewebten Texturen ab.
Vor allem bleibt ihr Orgen so natürlich, so schwerelos bei allen, auch manchmal bizarren Vokalabenteuern.Verwehte liedhafte Elemente wirken kindlich und direkt, lösen sich zugleich spielerisch auf. Manchmal ist auch die Tonalität ein Spielfeld, welches man anarchisch verbiegt. Filippa Gojo leistet sich skurrillen Humor, erzählt Geschichten zu diesen Liedern und in diesen Liedern - die sie auch in der Mundart ihrer Heimat am Bodensee artikuliert. Manchmal bekommt alles eine rituelle Aura, wenn sie sich selbst auf der Skrutibox, einem indischen Harmonium oder auf einer Art Daumenklavier begleitet. Sven Decker spielt Läufe und Phrasen dazu, die all dies auch in richtigen Moment mit einer reflektierten gerne auch mal gegen den Strich gebürsteten Jazzidiomatik erden.
Die etwa zwei Meter dicken Stahlbetonmauern des Goethebunkers schützten diese ganze Skala aus innigen Emotionen und frei fließenden Ideen und boten das ideale Refugium dafür.
Am Mi.ttwoch, 14.10. spielt das Duo übrigens im Kölner LOFT. Dabei wird live die neue Duo-CD aufgenommen, die im Januar auf den Markt kommt. Weitere Konzerte sind in Planung!
Die Jazzoffensive Essen bietet mit dieser neu ins Leben gerufenen „Betonmusik“ nun nach längerer Pause wieder eine eigene Reihe für kleine, experimentierfreudige Besetzungen auf.
Weitere Termine:
Mittwoch, 4. November: Tjong Pow Laurens van der Wel: Elektronik
Eliad Wagner: Elektronik
Gäste: Erhart Hirt: Gitarre, Elek.,
John-Dennis Renken: Trompete, Elek.
Mit Unterstützung des NRW Kultursekretaritas
Mittwoch, 2. Dezember:
Malstrom Salim Javaid: Saxophone
Axel Zajac: Guitar
Jo Beyer : Drums
Mittwoch, 06. Januar:
The Trif
Marvin Blamberg: Drums
Johannes Nebel: Electricbass
Achim Schif: Electricguitar