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Musikalisch bunte Tage in Finnland

Bericht vom Tampere Jazz Happening

Tampere, 10.11.2025
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Maarit Kytöharju

Einiges war anders in diesem Jahr in Tampere, beim viertägigen Tampere Jazz Happening. Denn die 44. Ausgabe dieses wunderbaren Festivals war die letzte, für die Juhamatti Kauppinen verantwortlich zeichnete. Denn der sympathische Finne gibt das Zepter der Programmgestaltung nach über 20 Jahren weiter an die Polin Martyna van Nieuwland, eine echte Netzwerkerin, die mehrere Jahre in Finnland gelebt hat. Zudem stand der Hauptspielort, das ehemalige Zoll -und Lagerhausgebäude Tullikamari, wegen umfassender Renovierung nicht zur Verfügung. Aber die alternative Hauptspielstätte, der Paja Kongressi, entpuppte sich ebenfalls als charmanter, atmosphärischer und sehr gut klingender Ort für die Konzerte.

Ohnehin ist es ja am wichtigsten was auf der Bühne passiert. Und da gab es am ersten Abend mit einem vollen Programm gleich zwei Gitarristen ganz unterschiedlicher Art zu hören. Während der Brite Rob Luft mit seinem dicht zusammen agierenden Quartett eine sensibel austarierte Musik spielte, die auch inspiriert war von einem längeren Aufenthalt in Ägypten während der Corona-Zeit und unterschiedliche Einflüsse organisch miteinander verband, zeigte später die US-Amerikanerin Mary Halvorson mit ihrem Amaryllis Sextet, warum sie derzeit wohl die originellste Gitarristin im Jazz ist. Ihr Avantgarde-Freefunk-Sextett spielt mit krummen Taktarten und schräg-lustvollen Akzenten, groovt dabei und verwöhnt mit betörenden Soli, wie etwa von Trompeter Adam O´Farrill oder der Vibrafonistin Patricia Brennan. Die Bandleaderin selbst präsentierte sich oft als mannschaftsdienliches Ensemblemitglied, überraschte dabei aber mit ungewöhnlichen Sounds und Effekten auf ihrer Gitarre, auch wenn sie mal in den Fokus des musikalischen Geschehens zwischen Eingängigkeit und Abenteuer rückte. Und zwischen diesen beiden Saitenkünstlern Daniel Erdmann´s Organic Soulfood zu setzen - perfekt. Das neue Trio des deutschen Saxofonisten mit dem französischen Organisten Antonin Rayon und dem britischen Drummer Jim Hart geht zurück auf die Wurzeln des Jazz und spielte in Tampere lustvoll und souljazzig auf.

Außergewöhnliche Künstler und Weltpremieren

Das Festival überraschte wie in jedem Jahr mit außergewöhnlichen Künstlern. Zu denen zählt sicherlich auch das neue, in Frankreich beheimatete japanisch-französische Trio Ukiyoto, das die Zuhörer in herrlich improvisierte, teils rockige, filmscoreartige Soundlandschaften entführte. Yuki Oshima an Stimme und Schlagzeug, Kazuhisa Uchihashi an elektrischer Gitarre und Daxophone und E-Bassist Olivier Lété kreierten mit viel Bogenspiel und Elektronik außergewöhnliche Klangbilder, die fremd und anziehend zugleich waren. Atmosphärisch gespielte Hörabenteuer. Ordentlich was zu sehen gab es beim exaltierten Tomoki Sanders, Sohn von Saxofonlegende Pharoah Sanders. Blume im Haar und seine Gayness ganz unverblümt auf der Bühne demonstrierend, ist der Anfangdreißiger ein echter Paradiesvogel, der intensiv Saxofon spielt und mit seinem Quartett gut zu unterhalten wusste zwischen Groove- und Spiritualjazz. Aber man muss sein dazugehörendes, leicht überdrehtes musikalisches Entertainment auf der Bühne schon mögen. Und die Reminiszenz an den berühmten Vater am Schluss mit dessen legendären Song „The Creator Has a Masterplan“ hätte, ein wenig schräg gesungen, eben im Tomoki Sanders-Style, war sicherlich nicht jedermanns Geschmack.

Eine Weltpremiere feierte das Trio von US-Drummer Hamid Drake, dem finnischen Gitarristen Kalle Kalima und dem deutschen Posaunisten Conny Bauer. Drei freigeistige Improvisatoren höchster Güteklasse, die in Tampere in ihrem einstündigen Set schon mal andeuteten, was aus diesem Zusammenspiel, sollte es eine feste Formation werden, noch entstehen kann. Über 20 Jahre hingegen existiert schon das Quartet des Sopransaxofonisten Émile Parisien. Und es ist immer noch eine große Freude den vier Franzosen zuzuhören. Kaum jemand spielt das Sopransax so wandelbar wie Parisien. Und wie er und seine Band energievoll vibrieren, aber ohne je dabei zu überdrehen, sondern detailliert atmosphärische Klangbilder aufbauen, ist einfach wunderbar mitzuerleben.

Und dann spielten im Restaurant und Veranstaltungsort Telakka immer auch finnische Bands im Rahmen des Festivals, meist ein wenig zeitversetzt zum Hauptprogramm. Da musste man entscheiden: Kurz rüberlaufen und mal reinhören oder am Hauptspielort auf die nächste Band warten? Bei Helmi Antila und ihrem Quartett lohnte der Abstecher ins Telakka, zeigte die junge Pianistin und Sängerin, die mit „Kuvia nuoruudesta“ in diesem Jahr ihr feines, souljazziges Debütalbum veröffentlichte, dass der finnische Jazz viel Interessantes zu bieten hat. Das tat mit dem allerletzten Konzert des diesjährigen Festivals auch der aus Tampere stammende, in Helsinki lebende Gitarrist Lauri Kallio mit seinem mit einer Harfenistin besetztem Quintett und weitausholender, imaginäre Geschichten erzählender, cineastischen und genreübergreifenden Musik. Den bedeutenden Yrjö-Award des finnischen Jazzverbandes erhielt dieses Jahr im Rahmen des Festivals übrigens die Sängerin Aili Ikonen.

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