Musik als sanfte Gewalt gegen den Populismus
Rosa Neon beim Weltmusikfestival "Odssee"
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Stefan Pieper
„Musik hat die Macht, geografische Barrieren zu durchbrechen“ - dieses Fazit zieht die junge brasilianische Band „Rosa Neon“ auf ihrer aktuellen Europa-Tournee. Gerade wurde die Band noch in Portugal begeistert gefeiert, da zeigte sie sich von der Tanzwut des hiesigen Publikums beim Weltmusikfestival „Odyssee“ begeistert - Grund genug, von der Bühne aus mal das Fotohandy zu zücken und die „aufgeheizte“ Stimmung zu verewigen.
Ihre Bühne ist vor allem das Internet, wo ihre Videos Rekord-Klickzahlen erhalten. Lebensfroh, sinnlich und sexy ist aber auch die Livepräsenz - und hochmusikalisch dazu! Die treibenden Grooves kommen bei „Rose Neon“ aus dem Drumcomputer. Zu den ansteckende Melodien ihrer Songs entfalten die rockigen Sounds von E-Gitarre und Bass viel revoluzzerhaften Biss. Weibliche und männliche Stimmen verbinden sich. Nicht minder zählt die optische Präsenz der Tanzeinlagen. Für Marcelo Tofani, Luiz Gabriel Lopes, Marina Sena und Mariana Cavanellas ist die eigene Musik aber auch ein Sprachrohr für das, was gerade im eigenen Land passiert: „Wir absolut gegen die neue Regierung, die für den Aufstieg eines neuen Faschismus steht. Das ist weder für die Menschen noch für die natürlichen Ressourcen gut“ kommentierte Sänger/Gitarrist Luiz Gabriel Lopez die jüngste Machtübernahme durch einen Rechtspopulisten in Brasilien. Für „Rosa Neon“ ist die sanfte Gewalt der Musik eine umso stärkere Antwort auf so etwas. Also ging die politische Aussage zu diesem Thema erstmal in einer coolen Reggae-Nummer auf. Und wo sie zu Anfang noch etwas zaghaft die Bühne auf dem „grünen Hügel“ bespielten, da war schon nach kurzer Zeit das Publikum zuverlässig erobert, schließlich sogar mit einem intimen Akustik-Set direkt vom Bühnenrand aus.
Auch der Kölner Soloperformer Muito Kaballa geht unkonventionelle Wege mit seiner Musik: Wenn er nicht gerade auf der Livebühne in Recklinghausen den Abend mit afroworldbeatjazz-getränkten Klängen in Fahrt bringt, ist er vorzugsweise mit einem speziell konstruierten Fahrradanhänger im öffentlichen Raum unterwegs: Der ist Keyboard, DJ-Mixer, Verstärkeranlage zugleich. Da ihm das nicht reicht, spielt er meist auch noch Saxofon dazu!
Am nächsten Donnerstag, 1. August geht das von WDR Cosmo kuratierte Weltmusikfestival "Odyssee-Musik der Metropolen" in die letzte Runde für dieses Jahr: Mit Morgane Ji von der Insel Reunion steht eine der gefragtesten kreolischen Sängerin eine Bühne – typisch für die Musikkultur dieser Künstlerin ist die Verschmelzung afrikanischer und asiatischer, vor allem indischer Einflüsse. Bis Anfang August präsentiert die Konzertreihe „Odyssee-Musik der Metropolen“ insgesamt zwölf Konzerte in Recklinghausen, Bochum, Mülheim und Hagen.WDR COSMO sendet zeitversetzt Liveübertragungen der Konzerte.