Multiphonics Festival
Kubanische Jazzlegende Paquito d´Rivera
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam
Der in Havanna geborene Klarinettist und Saxophonist Paquito D´Rivera war der Höhepunkt und auch der Abschluss des Multiphonics Festivals. Paquito spielte zusammen mit der Paul Heller Allstar Big Band erst in Köln und dann in Wuppertal das letzte Konzert des Multiphonics Festival. Hier einige Eindrücke vom Konzert in Wuppertal, das in der Immanuelskirche stattfand.
Das Konzert begann mit einem schwungvollen Stück des Saxophonisten Paul Heller (WDR Big Band) und seiner Paul Heller Allstar Big Band, die gleich in die Vollen ging. Paul spielte dabei ein temperamentvolles Solo. Dann kam der Star des Abends, Paquito D´Rivera, mit Saxophon und Klarinette auf die Bühne. Jeder konnte es sehen und er drückte es auch aus, dass er große Freude hatte mit solch einer erstklassigen Band zu spielen. Paquito brachte karibische Lebensfreude mit, machte Tanzschritte und war stets voller Humor.
Er spielte einige Stücke von Dizzy Gillespie, der ihn nach seiner Ausreise aus Kuba unterstützte und ihm Auftritte in New York vermittelte. Paquito D´Rivera hatte 1981 während einer Spanien Tournee Asyl beantragt und war von Kuba in die USA übergesiedelt. Dizzy Gillespie war Ende der 40er Jahre einer der ersten amerikanischen Jazzmusiker, der lateinamerikanische, afrokubanische und afrikanische Elemente in seine Kompositionen und Improvisationen einfließen ließ. Was lag für Paquito also näher als Musik von seinem Freund und Gönner Dizzy Gillespie in sein Programm aufzunehmen. Er würdigte Gillespie auch mit seiner eigenen Komposition I Remember Dizzy, ein Bolero. Paquito D´Rivera hatte vor allem Latin Jazz für das Konzert ausgesucht. Obwohl er sich als Musiker nicht nur auf Latin festlegen lässt, er hat ebenso Musik für Sinfonie- und Kammerorchester komponiert, wie auch klassische Jazzstücke. Aber bei den Konzerten in Köln und Wuppertal hat er sich für sein ureigenes Metier den Latin Jazz entschieden. Stücke wie Oye como va, ein Klassiker von Tito Puente, der durch Carlos Santana weltberühmt wurde oder Song for Maura, eine Eigenkomposition von Paquito, für seine Mutter Maura geschrieben, standen auf dem Konzertprogramm. Aber auch ein Blues von Duke Ellington wurde gespielt. Paquito D´Rivera spielte meist Altsaxophon aber bei einigen Stücken griff er auch zur Klarinette. Seine Soli waren voller Spielfreude und Humor. Das Publikum ging mit seiner Musik mit, auch wenn er zum Mitsingen aufforderte. Mit seinen 74 Jahren war ein quicklebendiger Instrumentalist, der immer noch herausragend spielte. Das gilt uneingeschränkt auch für die Paul Heller Allstar Big Band, allen voran natürlich auch für Paul Heller am Tenorsaxophon. Und Paul Heller betonte, dass die Band sich nicht regelmäßig trifft und probt, sondern sie am Vortag vor dem Konzert in Köln zum ersten Mal das Programm durchgespielt habe. Was noch einmal zeigte welche hochkarätigen Musiker*innen in der Band spielten.
Ein Abschlusskonzert mit vielen Ausflügen in die Jazz Geschichte, dargeboten von großartigen Musikern und der kubanischen Jazzlegende Paquito D´Rivera.
Damit ging ein vielfältiges Festival zu Ende mit herausragenden Musiker*innen und tollen Konzerten. Leider war das Festival vom Tod des wunderbaren Klarinettisten Rolf Kühn, der am 18. August in Berlin verstorben war, überschattet. Aber Rolf Kühn hätte sicher seine Freude gehabt an all den großartigen internationalen Klarinettist*innen wie Paquito D´Rivera, Gianluigi Trovesi, Shirley Brill, Louis Sclavis oder Ismail Lumanovski und vielen weiteren Musiker*innen. Von Jazz, über Alte Musik und Latin bis zu Worldmusik und alle möglichen Zwischentöne hat das Festival auch in seinem elften Jahr großartige Musik präsentiert. Der Dank, den die Musiker*innen Annette Maye , Jens Eggensperger und ihrem Multiphonics Festival aussprachen, ist mehr als berechtigt. Es gibt kein anderes Festival, bei dem die Klarinette im Mittelpunkt steht, aber auch viele andere Instrumente zur Geltung kommen, und Musik aus vielen unterschiedlichen Genres zu hören ist. Wir freuen uns schon auf das Festival 2023.