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Multiphonics Festival 2020

Erstklassiges Programm trotz Coronakrise

Köln, 18.10.2020
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam, Gerhard Richter (Gina Schwarz, Banner oben)

Die Künstler*innen waren alle glücklich, dass trotz der Pandemie das Multiphonics Festival auch in diesem Jahr stattfinden konnte. Zum siebten Mal fand nun das Festival rund um die Klarinette statt, wenn auch in etwas abgespeckter Form. Für ausländische Musiker*innen war es nicht möglich anzureisen, mit Ausnahme der direkten Nachbarländer Österreich und die Niederlande.

An drei Veranstaltungsabenden in der Jazzschmiede Düsseldorf und dem alten Pfandhaus in Köln konnte Publikum an den Veranstaltungen teilnehmen. Gleichzeitig wurden die Konzerte auch gestreamt und konnten im Netz miterlebt werden.

Der Bericht bezieht sich auf die beiden Konzerte im Alten Pfandhaus. An beiden Abenden gab es vier Konzerte. Abstand, Masken und Desinfektion waren natürlich selbstverständlich. Während des ganzen Konzertes mussten die Masken auch am Platz getragen werden. Als am ersten Abend Köln zum Risikogebiet erklärt wurde, sind leider einige Gäste am nächsten Tag ferngeblieben.

Wie auch schon das Moers Festival gezeigt hatte, gibt es in unserer Region und bei unseren direkten Nachbarn so viele herausragende Musiker*innen, das mit ihnen ein Festival auf hohem Niveau möglich ist.

Auf dem Multiphonics Festival ist es eine Tradition, dass ein Kompositionsauftrag vergeben wird und dann eine Festivalband, aus Musiker*innen des Festivals plus Gäste, diese Kompositionen spielen. Die diesjährige Festivalkomponistin war die österreichische Bassistin Gina Schwarz. Projektbands sind also immer ein fester Bestandteil des Festivals gewesen. Dieses Jahr war das Festival aber davon geprägt, das Musiker*innen in neuen Konstellationen zusammenspielten.

Den Anfang machten Paul Heller ´s Swing All Stars. Wie Paul Heller selbst erklärte, kannten sich alle Musiker schon seit über dreißig Jahren, haben aber in dieser Zusammensetzung noch nie zusammengespielt. Tenorsaxophonist Paul Heller hatte für sein Benny Goodman Programm die beiden Klarinettisten Engelbert Robel und Fiete Felsch von der NDR Big Band eingeladen, am Bass war sein Bruder Igmar Heller, Jörg Achim Keller am Schlagzeug und Hubert Nuss am Piano. Die Band ging zurück in eine Zeit als Jazz noch Tanzmusik und Popmusik war. Es erübrigt sich, bei diesen Musikern, zu betonen, dass sie Benny Goodmans Swing auf höchstem Niveau spielten.

Der in Teheran geborene und in Wien lebende Gitarrist Mahan Mirarab war mit seinem Projekt The Persian Side of Jazz zu Gast. Er hatte die großartige Klarinettistin Mona Matbou Riahi, die auch schon vor vier Jahren auf dem Festival war, in seiner Band. Die Musik der Band war eine Verbindung von modernem Jazz, mit vielen elektronischen Elementen und traditioneller persischer Musik. So gab es lange sphärische Parts, die dann in rhythmusbetonte Teile übergingen oder sich abwechselten. In die Band wurde der Pianist Hans Lüdemann als Gast für zwei Stücke eingeladen. Kein leichtes Unterfangen in dieser Band einen Part als Pianist einzunehmen.

Auch die Bonner Fusionband Jin Jim hatte einen zeitweiligen Neuzugang in der Band. Die künstlerische Leiterin Annette Maye stieg bei der Band für zwei Stücke mit ein. Jin Jim mit dem herausragenden Flötisten Daniel Manrique-Smith, wäre sonst, die einzige Band, die je auf dem Festival gespielt hat und keine Klarinette in ihrer Besetzung hatte. Zupackende rockige Musik mit komplexen Rhythmen wurden mit Jazz Harmonien, Latin oder afrikanischer Musik verschmolzen. Zu den vier ausgezeichneten Instrumentalisten, die auch alle Stücke für die Band schreiben, passte Annette Maye bestens dazu.

Woody Black 4 aus Wien spielten zwar in ihrer gewohnten Besetzung, aber die ist eher ungewöhnlich: Ein Klarinettenquartett mit einer Sängerin und einem Rapper. Frisch und jung kam die Band herüber, obwohl sie keine Konzessionen an die Musik machte, die komplex und anspruchsvoll war.

Das Publikum war von allen vier Bands begeistert und hat entsprechend Beifall gespendet, bzw. Zugaben gefordert und bekommen.

Der zweite Abend hatte einen anderen Charakter, aber nicht weniger spannend. Der Abend wurde von der neuen Band Beyond the Roots eingeleitet. Musiker*innen aus der Region mit unterschiedlichen Musikkulturen als Hintergrund. Ein Weltmusikkollektiv mit Schnittstellen zum Jazz, zur Klassik und zur Avantgarde. Schon die Instrumentierung der Band ist nicht alltäglich.Kioomars Musayyebi spielt Santur (eine Art persisches Hackbrett), Bazeb Harwar spielt Djoze (eine viersaitige irakische Kniegeige), Albrecht Maurer Geige, Hindol Deb ist an der Sitar und an der Klarinette ist Annette Maye . Der Iraker Bazeb Harwar ist gerade mit dem WDR Jazzpreis für Weltmusik ausgezeichnet worden. Beyond the Roots spielte nur Kompositionen der einzelnen Musiker*innen. Das ist auch ein Grundkonzept der Band. Die Band zeichnete sich durch großartige Einzelleistungen der verschiedenen Musiker*innen und durch ein gut aufeinander abgestimmtes Ensemblespiel aus. Ein Ensemble, das die Region bereichern wird und von dem wir in Zukunft noch mehr hören werden.

Aus dem orientalisch-indischen Raum, ging es dann in den hohen Norden nach Island.

Der Pianist Lars Duppler und Saxophonist und Klarinettist Stefan Karl Schmid stellten ihr Projekt Rimur vor, bei dem sie alte isländische Volksweisen in den Jazz übertrugen. Sehr stimmungsvoll, auch mit elektronischen Elementen ergänzt, wurde die etwas melancholische nordische Stimmung in Jazzharmonien gewandelt. Ein Projekt, das es noch nicht lange gibt.

Danach folgte die Festivalprojektband Multiphonics 8, die die Kompositionen von Gina Schwarz spielte. Dieses Jahr waren es acht Musiker*innen plus Gina, die selbst Bass spielte, die die neuen Kompositionen spielten. Die vier Klarinetten wurden von Mona Matbou Riaha, Alex Simu, Klaus Gesing und Annette Maye gespielt. Hans Lüdemann war am Klavier, Mahan Mirarab an der Gitarre und Peter Kölsch am Schlagzeug. Special Guest war Daniel Manrique-Smith an der Querflöte. Eine absolute Allstar Besetzung. Die Kompositionen gaben den einzelnen Musiker*innen Raum für Improvisationen und entfalteten neben dem Ensemblespiel, Quartette, Trios und Duette in unterschiedlicher Instrumentenkonstellation.

Den Abschluss des Festivals bildeten die freien Improvisationen von The Clarinet Trio um Gebhard Ullmann aus Berlin.

Ein sehr abwechslungsreiches Programm, von Swing, über Fusion, Modern Jazz, Oriental Jazz und World bis zu avantgardistischer Improvisationsmusik. Alle Bereiche in denen Klarinetten Anwendung finden wurden in diesen zwei Tagen angesprochen. Viele Mitglieder der Klarinettenfamilie, von der B-Klarinette, über Bassklarinette und Kontrabassklarinette bis zur Kontra-Altklarinette, waren auf dem Festival zu hören. Das Festival war, auch in seiner verkleinerten Form, eine Abbildung der vielfältigen Möglichkeiten der Anwendung, die es in der Familie der Klarinetten gibt. Das Multiphonics Festival 2020 war eine wirklich bewundernswerte Leistung von Annette Maye und Jens Eggensberger.

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