Bild für Beitrag: Multiphonics Doppelkonzert | Stump-Linshalm Duo / Claudio Puntin & Alba G. Corral
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Multiphonics Doppelkonzert

Stump-Linshalm Duo / Claudio Puntin & Alba G. Corral

Köln, 12.10.2017
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam

Ein Doppelkonzert bei dem es ausschließlich Klarinettenmusik gibt, in einer sehr besonderen Weise. Ein Bassklarinetten Duo aus Österreich mit einem Programm zeitgenössischer Musik und Klarinette Solo mit elektronischer Verarbeitung begleitet von visuellen Projektionen.

Petra Stump & Heinz-Peter Linshalm – Short Cuts

Petra Stump und Heinz-Peter Linshalm, zwei exzellente Klarinettisten, zeigen dem Publikum in elf kleinen Stücken, sogenannten Short Cuts, eine beeindruckende Vielfalt an musikalischen Formen. Wenn Claudio Ambrosini zu seiner Komposition Capriccio,“detto: L’Ermafrodita” sagt, dass er die weiblichen und männlichen Anteile der Bassklarinette anklingen lässt, um so die große Bandbreite des Instrumentes zu zeigen, wenn er das Bellen eines Hundes, den Gesang der Wale und andere Naturphänomene mit den Klängen des Instruments assoziiert, so gilt dies nur für sein Werk, sondern umschreibt sehr treffend das ganze Konzert des Stump-Linshalm Duos im Stadtgarten Köln.

Die kurzen Werke sind von Komponisten*innen aus unterschiedlichen Ländern für Petra Stump und Heinz-Peter Linshalm in den Jahren 2008 bis 2010 geschrieben worden.

Die beiden ersten Werke des Abends sind sehr subtile Stücke. En Vilo (in der Schwebe) vom kolumbianischen Komponisten Germán Toro Pérez. Die beiden Klarinetten spielen zeitlich leicht versetzte Skalen und erzeugen einen schwebenden Klang. Es wird ein schwingender Dialog der Instrumente aufgebaut. Lotta Wennäkoski aus Finnland nimmt den Atem als Ausgangspunkt in ihrem Werk Andas (schwedisch: Atem).

Neben den Duo Stücken werden auch zwei Solo Werke dargeboten. Eins davon ist das oben bereits erwähnte Werk des Italieners Claudio Ambrosini, das andere hat der Holländer Theo Loevendie geschrieben. Es trägt den seltsam anmutenden Titel Duo For Bassclarinet Solo.

Das vom Jazz beeinflusste Werk hat einen Walking Bass und eine Melodie Linie, die von einer Bassklarinette gespielt wird und so entsteht eine Art Duo.

Ein anderes Stück, diesmal ein echtes Duo, das aus der Jazztradition stammt, ist das Werk des in Wien lebenden Venezulaners Jorge Sánchez-Chiong for albert ayler [trópico tránsito unplugged] für 2 Bassklarinetten. Ein Werk das die unbefangene und ungestüme Wildheit des frühen Free Jazz wiedergibt. Sànchez-Chiong sagt dazu, dass es sich um eine Komposition handelt, die wie eine Improvisation klingen soll. ( Zum Bericht über Jorge Sànchez-Chiongs Komposition zur Weltpremiere der Kontrabassklarinette CLEX siehe: http://nrwjazz.net/jazzreports/2016/baselsinfoniettaepicicylesechs/ )

Auch das letzte Stück Beijing von Bernhard Gander hat eine anarchische Quirligkeit, wenn auch anderer Art. Gander verarbeitet musikalisch die rege Betriebsamkeit der chinesischen Millionenstadt.

Diese Beispiele zeigen, welche reiche musikalische Vielfalt Petra Stump und Heinz-Peter Linshalm dem Publikum des Multiphonics Festival geboten haben. Von feinstem Pianissimo bis zu kantiger Free Jazz Ästhetik reichten die Stücke, die die Wiener Klarinettisten zum Besten gaben. Ein Konzert bei dem mentale Bilder und Landschaften entstanden sind, mit vielen ergreifenden Momenten.

Dank an Annette Maye für die Einladung dieser außergewöhnlichen Musiker.

Webside:http://stump-linshalm.com/deutsch/projekte/duo/

Claudio Puntin & Alba G. Corral – “Inside Density”

Auch beim zweiten Konzert des Abends entstehen Bilder und Landschaften, diesmal nicht nur mental, sondern als visuelle Projektionen. Auch das zweite Konzert ist ein Duo Konzert, ein genreübergreifendes. Claudio Puntin an den Klarinetten und der Elektronik sorgt für die Sound Scapes und Alba G. Corral für die Visual Scapes. Ein Konzert mit elektronischer verarbeiteter akustischer Musik und Bildprojektionen. Sowohl die Musik als auch die Bilder entstehen live.

Claudio Puntin spielt auf verschiedenen Instrumenten der Klarinettenfamilie und bearbeitet und verfremdet die Klänge mittels Elektronik. Die ursprünglichen Töne des Instrumentes sind teilweise bis zur Unkenntlichkeit verändert und es entsteht eine neue elektronische Musik.

Alba Corral lässt wild wuchernde Formen und Farben in Echtzeit entstehen, die von Claudio Puntins Musik inspiriert sind. Puntin wiederum reagiert auf die visuellen Anreize von Corral.

So enteht eine wechselnde Schwingung von Impulsen und gegenseitigen Anregungen. Claudio Puntin beschreibt den Prozess folgendermaßen: „Die Verwandtschaft der Frequenzen des Unhörbaren und des Unsichtbaren zeigt sich hier jeweils im anderen Medium und wird so wahrnehmbar fortgeführt und wieder in neuer Form und Poesie dem Urheber zurückgereicht. Jeder Künstler ist dabei zur Hälfte Empfänger des anderen Mediums und zur Hälfte Sender der eigenen Welt.“

Die Soundscapes von Claudio Puntin bewegen sich von schwingenden ätherischen Klängen am Beginn, psychedelischen Klanglandschaften bis hin zu tanzbaren Beats im späteren Verlauf. Die Klänge sind vollständig elektronisch, auch wenn die Quelle ein akustisches Instrument ist – das Prinzip von Live Remix. Die Musik und die Bilder und Farben, können träumerische Stimmungen, aber auch verstörende Aufregung erzeugen. Die Innenwelt ist der Außenwelt Innenwelt.

Corral und Puntin führen das Publikum in eine vielfältige Klang- und Bilderwelt. Ein LSD trip ohne chemische Hilfsmittel und unerwünschten Nebenwirkungen.

Websides:http://blog.albagcorral.com/undwww.puntin.de/

Ein Abend mit einer ungeheuren Bandbreite an Musik und Eindrücken. Wer bereit war sich aufUnerwartetes einzulassen, konnte trotz aller Unterschiedlichkeit der beiden Konzerte, Musik erleben, die neue Horizonte eröffnet.

Ein bunter Farbtupfer in der Konzertpalette des Multiphonics Festival.

Webside:www.multiphonics-festival.com/

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