Bild für Beitrag: Moving Sounds | Markus Stockhausen und Tara Bouman
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Moving Sounds

Markus Stockhausen und Tara Bouman

Mönchengladbach, 08.12.2014
TEXT: Bernd Zimmermann | FOTO: Bernd Zimmermann

An diesem nass-kalten November-Wetter-Vorweihnachtstag machten draußen die Menschen das, was man an einem nass-kalten November-Wetter-Vorweihnachtstag macht: Shoppen, Glühwein schlürfen und sich von 1000fach gehörten Weihnachtsliedern bedudeln lassen.

Drinnen, im alt-ehrwürdigen Münster zu Mönchengladbach (974), spürte man von diesem Trubel nichts. Nur wenige Zuhörer hatten sich in den Kirchenraum auf dem Abteiberg verirrt, wo die Gemeinschaft "Lebendiges Münster" ein Konzert mit Markus Stockhausen und Tara Bouman präsentierte.

Klarinettenvirtuosin Tara Bouman (Klarinette, Bassklarinette) und der Ausnahmetrompeter und musikalische Grenzgäner Markus Stockhausen (Trompete, Piccolo-Trompete, Flügelhorn) spielen bereits seit 2002 als Duo Moving Sounds zusammen. Ihre intuitive Musik, manchmal auf Eigenkompositionen basierend, manchmal aus dem Klang des Raumes entstehend, reicht von tiefgründigen, elegischen bis zu heiteren Klangfarben. Mit Vorliebe spielen die beiden Künstler an akustisch besonderen Orten wie zum Beispiel Kirchen, in denen sich der außergewöhnliche Klang der beiden Bläser in besonderer Weise entfalten kann. So spielte an diesem Sonntag nicht nur ein Duo, sondern vielmehr ein Trio. Das dritte meditative Kraftfeld war das Münster selbst, das seinen ureigenen Klang zum Konzert beitrug.

Nur ein paar Kerzen und ein Adventskranz beleuchteten den Altarraum. Kein Weihnachts-Schnick-Schnack. Zu Beginn stellten Stockhausen und Bouman, so schien es, ihren Triopartner vor. Weit hinten im Altarraum spielend, füllten sie mit an- und abschwellenden Klängen ihrer Instrumente den gesamten sakralen Bau. Töne flirrten in unterschiedlichsten Frequenzen umher, stießen an Säulen und Mauern, stiegen hinauf ins Gewölbe, um im nächsten Augenblick als orgelartige Klänge hinab zu sinken. Stockhausen und Bouman wenden in ihrem analogen Spiel die Methode digitaler Ringmodulation an, produzieren Orgelpunkte, die - so scheint es - vom Raum aufgenommen und als tonale Basis für das fortgesetzte interaktive Spiel zurückgeworfen werden. Kontrastreich und kreativ, perfekt harmonierend spielen die Beiden mit dem ihnen zur Verfügung stehenden dreidimensionalen Klangspektrum. Oft verschmelzen die Klänge der Instrumente derart miteinander, dass das einzelne Instrument kaum mehr zu erkennen ist.

Noch lange klingt dieses außergewöhnliche Klangerlebnis bei den Zuhörern an diesem nass-kalten November-Wetter-Vorweihnachtstag nach. Daran kann auch das kitschige Winter-Wonderland-Ambiente auf dem "Alten Markt" nichts ändern.

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