Montagskonzert Ensemble Musikfabrik
40 % Swing – Road Movies von John Adams
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Ensemble Musikfabrik
Der dritte Teil der „“Road Movies“ von John Adams soll mit 40 % Swing gespielt werden, zwischen Ives Ragtime und Benny Goodman, so lautet die Anweisung. In einem MIDI Sequencer ist diese Einstellung tatsächlich möglich. Der Pianist des Ensemble Musikfabrik Ulrich Löffler hat dies auch selbst ausprobiert, bevor er das Stück dann auf seinem Flügel auf dem Montagskonzert der Musikfabrik in Köln am 30.11.15 gespielt hat. Es ist eine Herausforderung für den Pianisten und die Geigerin diese Passage über sieben Minuten durchzuhalten, besonders während des über Kreuz Spielens am Klavier.
John Adams hat “Road Movies“ 1995 geschrieben, also in einer Phase, die er selbst als Postminimalmusic bezeichnet. Ein ausgesprochen jazziges Stück.
Ulrich Löffler hat dieses letzte Montagskonzert in 2015 unter dem Titel „Im Freien“ kuratiert und dazu Stücke ausgewählt die direkt oder indirekt etwas mit Bewegung im Freien zu tun haben.
Sein Ausgangspunkt war das frühe Morton Feldman Werk: “Nature Pieces for Piano“ von 1951, das erst vor einigen Jahren veröffentlicht wurde. In diesem Werk begegnen wir dem jungen Morton Feldman, der für ihn Ungewöhnliches, wie Oktaven oder vierfaches Forte in seiner Musik einsetzt. Aber wir treffen auch auf Elemente, die in späteren Werken typisch sind, wie lange Pausen und stehende Akkorde.
Eingeleitet wird das Konzert mit Eric Saties Werk mit dem lustigen Titel: „Choses vues a droite & a gauche (sans lunettes)“ [ Zur Rechten & zur Linken gesehene Dinge (ohne Brille)] von 1914. Nicht nur der Titel, auch die Anweisungen wie die Musiker spielen sollen sind ausgesprochen dadaistisch: „in etwas dümmlicher Treuherzigkeit, aber schicklich“.
Danach folgten zwei kurze Stücke von Xenakis und Haas.
Den Abschluss des Konzert bildet ein Werk von Helmut Lachenmann, das er im Jahr 2000 für ein Kinderkonzert in der Kölner Philharmonie geschrieben hat; „Sakura- Variationen“. Für Lachenmann ist dieses Stück recht konventionell, obwohl es sich sehr expressiv zuspitzt und auf dem Klavier breite Cluster mit den Unterarmen gespielt werden.
Später hat Lachenmann dieses Japanische Kinderlied mit dem Gassenhauer „Das ist die Berliner Luft“ verschmolzen. Dieses Stück darf aber wegen eines Vetos der Erben von Paul Linke nicht öffentlich aufgeführt werden.
Ulrich Löffler deckte mit diesem Montagskonzert unterschiedliche Facetten der zeitgenössischen Musik ab und für das Publikum war es ein abwechslungsreicher Abend, durch den Löffler mit viel Humor geführt hat. Natürlich wurden die Werke auf hohem musikalischem Niveau vorgetragen, wie wir es vom den Musikern der Musikfabrik gewohnt sind.
Nach dem Konzert wurde das Publikum eingeladen mit den Musikern auf den 80. Geburtstag von Helmut Lachenmann anzustoßen,
Die Montagskonzerte des Ensemble Musikfabrik im Kölner Mediapark sind kleine Perlen der Neuen Musik und lohnen sich für alle, die sich für zeitgenössische Musik interessieren. Sie werden jeweils von einer Musikerin oder einem Musiker kuratiert und kosten zudem keinen Eintritt.
Musiker des Abends:
Hannah Weirich, Violine
Dirk Wietheger, Violoncello
Dirk Rothbrust, Percussion
Ulrich Löffler, Klavier und Kurator
Die nächsten Montagskonzerte:
18. Januar 2016,20 Uhr, Musik von Sofia Gubaidulina und Olivier Messiaen
15. Februar 2016, 20 Uhr, Musik von Evan Johnson (für historische Bassklarinette),
Uraufführung, Morton Feldman und Mozart
http://www.musikfabrik.eu/de/ensemble/ensemble-musikfabrik