Momente der Entschleunigung
Bugge Wesseltoft in der Christuskirche
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Marcel Murschel
Genau 20 Jahre ist es jetzt schon her, dass Bugge Wesseltoft „It´s Snowing On My Piano“ aufgenommen hat. Ein Weihnachtsalbum der besonderen, ganz stillen Art. Seine erfolgreichste Platte bisher. Dabei ist der Norweger eher als innovativer Musiker an den Schnittstellen von Jazz und elektronischer Musik populär geworden. Und auch in der Bochumer Christuskirche kommt nach der Pause seines beseelten Solokonzertes der Moment, wo Klavierakkorde gesampelt werden und als Schleifen, mit anderen Sounds angereichert, wieder ablaufen.
Aber das sind nur ein paar Minuten. Und sie sind behutsam konstruiert. Ansonsten herrscht eine besinnliche Stimmung in der Kirche. „Anti-Stress Christmas“ nennt Bugge Wesseltoft selbst, was er da so spielt. Und: „Wenn ihr bei meiner Musik einschlafen solltet – kein Problem. Das ist sogar ein Kompliment für mich!“
In der Tat verfällt man als Zuhörer leicht in eine wohlige, schläfrige, meditative Stimmung, wenn man Wesseltoft zuhört, wie er etwa den Tönen von Paul Simons „Bridge Over Troubled Water“ so viel Zeit zum Nachklingen gibt, dass sie mit schwereloser Leichtigkeit durch das Kirchenschiff zu schweben scheinen.
Auch die Themen von Bob Dylans „Blowin´ In The Wind“ oder „Let It be“ von den Beatles erscheinen hauchzart hingetupft und tauchen dann wieder ab. Bugge Wesseltoft verwebt sie nämlich geschickt mit kleinen Fantasien in eigene Klangwelten.
Aber nicht nur diese minimalistisch bearbeitete Popmusik gibt es an diesem Abend zu hören. Auch Weihnachtslieder. Ganz am Schluss, bei „Stille Nacht“, ist sogar das Publikum gefragt. Bugge Wesseltoft bittet die Zuhörer mitzumachen. Zunächst summt die ganze Kirche mit, bevor die Menschen anfangen zu singen. Aber in der gleichen Innigkeit und Andächtigkeit, mit der Bugge Weseltoft das Klavier spielt. Wunderschön!
CD-Tipps: „It´s Snowing On My Piano“ (ACT) ist mit seiner Musik zum Entschleunigen ein fabelhaftes Weihnachtsgeschenk. Auch die neue Soloplatte des Norwegers, „Everybody Loves Angels“ (ACT), passt bestens in diese Zeit.