Moers Festival - Emilio Gordoa
Improviser Concert in der Röhre
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam
Emilio Gordoa ist Improviser in Residence und gibt in der Röhre in Moers ein Konzert. Er ist Vibraphonist und Schlagzeuger aus Mexiko, lebt seit einigen Jahren in Berlin und gehört dort zur Szene der Improvisationsmusiker. Für sein Konzert in der Röhre hat er drei improvisationserfahrene Musiker*innen eingeladen.
Die chilenische Bassistin Amanda Irarrázabal lebt in Mexiko City und tourt zurzeit in Deutschland. Sie ist hat eine große Palette an Ausdrucksmöglichkeiten an ihrem Instrument entwickelt und ist sowohl in Improvisation als auch in Komposition erfahren.
Die Cellistin Elisabeth Coudoux ist eine der wichtigen jüngeren Improvisationsmusikerinnen aus Köln, die in den Bereichen Jazz, Improvisationsmusik, Neue Musik and beyond zu Hause ist. Sie hat bereits in unterschiedlichen Formationen auf dem Moers Festival gespielt. NRW Jazz hat mehrfach über sie berichtet.
Der Schlagzeuger Simon Camatta aus Essen ist fester Bestandteil der kreativen Jazzszene des Ruhrgebiets und spielt als Leader und Sideman in diversen Bands. Zurzeit begleitet er u.a. das Tanzstück Wilderness tender auf den Ruhrfestspielen.
Der Konzertabend in der Röhre besteht aus freier Improvisation, die Musiker*innen haben vorher nicht zusammengespielt und auch keine Absprachen getroffen.
Vier erfahrene Improvisationsmusiker*innen, die miteinander auf musikalische Entdeckungsfahrt gehen.
Das Konzert beginnt mit eher leisen Tönen. Emilio Gordoa führt einen Bogen an seinem Vibraphon, Bass und Cello spielen ruhige lange Töne und Simon Camatta setzt sein Schlagzeug leise ein. Dann spielt Emilio Gordoa mit Klöppeln auf seinem Instrument und wird dabei schneller. Er setzt einen geriffelten Waschmaschinenschlauch ein, mit dem er ein knatterndes Geräusch hervorruft. Das Schlagzeug wird lauter und wilder, Bass und Cello tragen ebenfalls zu einer wilden Klanglandschaft bei.
Dann ebben die wilden freejazzigen Klänge wieder ab und ruhigere Töne werden angeschlagen. Die Musiker*innen setzen allerlei erweiternde Techniken mit vielerlei Material ein. Elisabeth setzt einen kleinen Rotor an ihrem Cello ein, der beim drehen die Saiten anschlägt. Emilio Gordoa benutzt Schneebesen, Büchsen, Ketten und viele weitere Materialien um ungewöhnliche Klänge zu erzeugen. Simon Camatta setzt verschiedene Zimbeln und Glöckchen ein, die auf seiner Snaredrum liegen. Amanda Irarrábazal klopft mit einem federnden Klöppel ihren Basskörper ab, befestigt Wäscheklammern an den Saiten und verwendet große Zimbeln. Elisabeth Coudoux setzt zusätzlich elektronische Verfremdungen an ihrem Cello ein.
Mit all diesen Gegenständen und Techniken werden immer neue Klanggebilde hervorgebracht, von ruhigen Passagen mit langen hohen Tönen, über perkussive rhythmusbetonte Stellen, bis hin zu wilden Free Jazz Ausbrüchen. Das Publikum wird in eine Welt von unerwarteten, nie gehörten und sich ständig verändernden Klängen entführt.
Die vier Musiker*innen sind in ihrem Spiel erstaunlich nah beisammen, jede und jeder hört auf die Anderen, geht auf sie ein, setzt aber auch deutliche eigene Impulse. Vier Improvisationsmusiker*innen auf Augenhöhe. Ein Konzert mit vielen phantasievollen Wendungen und spannenden Momenten. Kreative Musik, die in der Situation entsteht. Vier Musiker*innen, die getreu dem Festival Motto, “sich etwas trauen“.
Ein schönes Konzert, das die Vorfreude auf das Moers Festival steigert.
https://www.moers-festival.de/