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Mnozil Brass mit Cirque

A mords gaudi beim neuen Programm

Dortmund, 12.01.2019
TEXT: Heinrich Brinkmöller-Becker | FOTO: Heinrich Brinkmöller-Becker

Walzerseligkeit und Marschtempo gehen über in Polka und Anleihen bei Strauss, Rossini, Strawinsky, schräg ist alles an diesem Konzertabend im ausverkauften Dortmunder Konzerthaus, Mnozil Brass tritt auf. Die Stücke des einschlägig bekannten und weltweit äußerst beliebten Bläserensembles sind in einer Wiener Melange hervorragend arrangiert, Einsätze, Virtuosität und Mehrstimmigkeit des 7-köpfigen Ensembles ergeben Blasmusik vom Feinsten. Gerade das eklektische Zitieren, Variieren, Imitieren und Montieren von Versatzstücken aus Volksmusik, Jazz, Klassik, Pop, Oper, Musical, Operette, ... lässt die Genregrenzen völlig vergessen. Die erstklassig intonierte Blasmusik wird völlig dem untergeordnet, was man in Konzerthäusern eher verschämt unterdrückt: maßlosen Spaß an der Freud’, maßlose Spielfreude und anarchische Lust an der Dekonstruktion.

Thomas Gansch als Spiritus Rector des Ensembles ist in NRW schon häufig mit Mnozil Brass positiv aufgefallen, aber auch als Mitglied des Vienna Art Orchestra von Mathias Rüegg bei der Ruhrtriennale, wo abseits des Programms im Zirkuszelt neben der Jahrhunderthalle eine Jam-Session erster Güte abging – lang ist’s her, aber als Highlight einer ausgelassen-überbordenden Improvisation immer noch in bester Erinnerung.

Den Auftritten von Mnozil Brass haftete schon immer etwas Komödiantisches an, als allzu komisch geriet ihr Auftritt als Blechbläser-Ensemble, dem in jedem Ton und in jeder Performance-Idee ein gewisser Wiener Schmäh, ein charmanter ironischer Gestus innewohnten. Da ist es nur konsequent, mit diesem Pfund zu wuchern, dieses komödiantische Naturtalent der sieben – hochprofessionell als Künstler und Hochschullehrer arbeitenden – Musiker ins dezidiert Clowneske zu verwandeln. Ihr aktuelles Programm ist denn auch mit Cirque betitelt und arbeitet dem Programm entsprechend mit typischen Elementen aus der Zirkuswelt, mit Clown-Performance und Pantomimen. Mit ihrer schrägen knallbunten Kleidung führen sie uns in ihre Manege, sind geschminkt, der traurig-unbeholfene Leonhard Paul in Clownsmaske, der leichtfüßig-schlaksige Roman Rindberger mit Zylinder, Robert Rother in gelber Latzhose, Gerhard Füssl, Zoltan Kiss, Wilfried Brandstötter in Phantasieanzügen. Sie rollen mit den Augen, ihre Taschenspielertricks hat man zwar alle schon irgendwie im Bereich von Kleinkunst und Zirkus gesehen, aber in dieser Melange aus Musik und Performance passt es wunderbar zusammen und wirkt authentisch. Die sieben Österreicher erweisen sich nicht nur als herausragende Blechbläser, sondern spielen Ukulele, behandeln den Eimer als Trommel. Trillerpfeife, Blockflöte und Skifflebass kommen zum Einsatz. Gestimmte Glöckchen geben dem Gebläse eine komische Note. Pantomimisch wird mit der Trompete eine Weinflasche kredenzt oder die Posaune als Maschinengewehr eingesetzt. Thomas Gansch betätigt einen imaginierten Sequenzer, der das Mitspiel der anderen Bläser an- und abstellt. Ein Föhn wird lassoartig herumgewirbelt, um anschließend die Achselhöhle zu trocknen. In einem anderen Sketch ist ein Straßenfeger mit dickem Kopfhörer zu sehen, der natürlich das Musizieren der – choreographierten – Brass Band nicht hört. Die Blasinstrumente bieten sich für den lautmalerischen Einsatz bis zum derben Furz an oder sind für akrobatische Einlagen gut, wenn zum Beispiel Wilfried Brandstötter im Trubel auf der Bühne seiner Tuba im Vorbeigehen auf den Knien einen Ton entlockt. Oder die bekannte Lonely-boy-Nummer aus dem Repertoire der Mnosils, bei der der unnachahmlich komische Leonhard Paul zunächst solo das Ausziehen seiner Strümpfe exerziert, um anschließend liegend mit seinen Händen und Füßen die von den Mitspielern geblasenen Trompeten und Posaunen zu bedienen. Das Spiel mit der Clownsnase, mit der Rose, die ihre Blätter verliert, mit den Seifenblasen, die man vergeblich zu fangen versucht, ... - all das gehört zwar zum „klassischen“ Clownsinventar. Bei Mnozil Brass überkommt einen jedoch nie ein Déjà-Vu-Gähn-Reflex, zu stark ist das Vergnügen, das die perfekten Bläsersätze und die entsprechende Dramaturgie der Nummern-Revue bereiten. Überzeugt schon das polyphone Spiel der Sieben, gilt dies übrigens auch für ihren A-Cappella-Gesang: Bohemian Rhapsody – mehrstimmig gesungen, nur von einer Posaune begleitet - setzt einen markanten Schlusspunkt unter das Konzert.

Man weiß: Das scheinbar Leichte an der Kunst, an der Komik ist gerade das Schwere. Es bereitet dem Publikum eine besondere Freude zu erleben, dass die Mnosils diese Leichtigkeit in jeder Hinsicht meisterhaft beherrschen und zu der universellen Sprache von Musik und Clownerie einen eigenen Beitrag beisteuern. Man verzeihe dem Piefke die Anbiederung: a mords gaudi der Abend! Stehende Ovationen.


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