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Mit vielen kleinen Widerhaken

BritJazzWeek mit Kit Downes

Dortmund, 19.03.2011
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese

Sechs Abende lang stellten sie sich in Dortmund vor - junge britische Jazzbands. Und nach dieser knappen Woche im Jazzclub „domicil“ ist klar: Der Jazz von der Insel ist hörenswert. Sehr sogar!

Und dabei ist er auch noch überaus vielseitig. Vom quirligen Post-Bop mit dem Julian Siegel Quartet zum Auftakt (wir berichteten) bis zum fantastischen Kit Downes Trio boten die Musiker ganz Unterschiedliches.
Beispiel Kit Downes. Der Pianist tritt mit Bassist Calum Gourlay und Drummer James Maddren im vertrauten Pianotrio-Format auf, klingt aber doch trotz hörbarer Vorbilder wie Monk oder Keith Jarrett ungemein individuell.

Mit vielen kleinen Widerhaken ist seine Musik versehen. Sie hat Fluss und stolpert doch an so manchen Stellen ganz bewusst. Und in hypnotischen, hochenergetischen, rocknahen Grooves ist immer noch Platz für kollektives Improvisieren.

Dabei scheinen alle drei Musiker stets zu ahnen, was der jeweils andere vorhat. So entsteht eine ganz stark verbundene Musik, die aber dennoch nicht einen Moment lang statisch klingt. Eher überraschend zart zwischendurch, denn für Sensibilität und ergreifende Melodien hat dieser Kit Downes ebenfalls ein Händchen. „Quiet Tiger“, so der Titel der empfehlenswerten neuen CD des Trios, hätte nicht besser gewählt werden können!

Wie seelenvoll und ökonomisch das Kit Downes Trio zu musizieren versteht, zeigte es in Dortmund auch bei der Zugabe mit den beiden einzigen Jazzstandards des Konzertes.

Sich sechs Abende lang britischen Jazz live anzuhören, man hätte an weniger Tagen auch mehrere Bands bündeln können – das war ein wenig viel. Aber die Tonträger der beteiligten Künstler machen auch daheim viel Spaß.

So pendelt der in London als Sohn eines Schriftstellers aus Barbados und einer britisch-jamaikanischen Schauspielerin geborene Saxofonist und Sprechkünstler Soweto Kinch auf seinem neuen Tonträger „The New Emancipation“ als engagierter Kämpfer gegen Missstände zwischen modernem Mainstream-Jazz und Avantgarde-Rap. Und der indischstämmige Klarinettist Arun Ghosh aus London faszinierte schon auf dem 2008 erschienenen Debütalbum „Northern Namaste“ mit seinem einzigartigen Mix aus indischer Musik, Dub und Jazz. So multikulturell kann Großbritanniens Jazz klingen!

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