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Mit stoischer Ruhe

Ron Carter im Grillo Theater

Essen, 24.05.2011
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese

Von seinem Wohnzimmer spricht der Mann da oben auf der Bühne. Der Mann ist Ron Carter und wäre er nicht Bassist, sondern Bläser oder Pianist, wäre er wohl noch berühmter. Aber der US-Amerikaner ist eine echte Jazzlegende, hat im Miles Davis Quintet der 1960er Jahre gespielt und ist auf weit mehr als 2.000 (!) Einspielungen das rhythmische Rückgrat mit seinem Arbeitsgerät, dem Kontrabass.

Wie in einem Wohnzimmer mochte man sich fühlen im bestens gefüllten Grillo-Theater beim Auftritt von Ron Carters „Golden Striker Trio“. Zusammen mit Pianist Mulgrew Miller und Gitarrist Bobby Broom erzeugte Ron Carter nämlich eine durchgehend wohlige Atmosphäre.

Sein Bassspiel ist nicht nur von einer ungemein lässigen Attitüde geprägt, seine federnden Rhythmen und sich stets weiterspinnenden melodischen Einfälle sind einfach purer Genuss.

Ron Carter war einer der prägenden Musiker in Sachen Emanzipation des Basses - weg vom Begleit- und hin zum Soloinstrument. Seine flüssigen Improvisationen und seine Melodieführung, vor allem die Art, wie er mit stoischer Ruhe den Takt angibt, zeichnen ihn aus. Carters Spiel ist nie penetrant, sondern wunderbar in den Triosound integriert. Und es steckt voller Überraschungen, klingt in einem längeren Soli doch plötzlich Bekanntes von Bach durch.

Geschmeidig, warm und voller Seele sind seine Basslinien. Seine beiden exzellenten Mitstreiter bekommen in Essen ebenfalls viel Raum, sich auch solistisch zu zeigen. Aber nicht nur optisch im Mittelpunkt steht natürlich der gerade 74 Jahre alt gewordene Mann am Tieftöner – ein sympathischer älterer Herr, der seine Hipness von einst mit der Gelassenheit weltläufiger Eleganz als zeitlose Kunst zu zelebrieren versteht. Donnernder Applaus am Schluss. Zu Recht!

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