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Matthias Schriefl auf der Höhe

Widerständiges mit virtuosem Spiel und unbändiger Spielfreude

Wuppertal, 15.08.2016
TEXT: Heinrich Brinkmöller-Becker | FOTO: Heinrich Brinkmöller-Becker

Nun, nicht auf die Gipfeln der Alpen, aber immerhin auf die Höhen des Wuppertaler Skulpturenparks verschlägt es das Projekt von Matthias Schriefl Six, Alps & Jazz. Der Allgäuer Jungstar mit aktuellem Wohnsitz in Köln ist mit seinem Septett Gast des „besonderen Abschlusskonzertes“ – so die Ankündigung von Maik Ollhoff, dem neuen künstlerischen Leiter der Klangart-Reihe. Als besonders fällt bereits der Instrumentenpark auf der Open-Air-Bühne ins Auge: Ein Alphorn im XXL-Format, drei kleinere, eine Unzahl von Holz- und Blechblasinstrumenten, Kontrabass, Schlagzeug und Perkussion lassen erahnen, dass ein ungewöhnliches Musikereignis zu erwarten ist.

Und mit Brunft mit Vernunft geht es los: zunächst im traditionell anmutenden alpinen Blasmusikduktus gespielt, wird die Musik immer experimenteller und offener. Zwei Traditionals – die Jodler Langenwanger Intro und Andachtsjodler – geraten schnell in einen bluesigen Modus, das Happy Alphorn wird zu einer rhythmischen Rocknummer, der Altenstein Mambo wird in der rhythmischen Struktur seinem Titel voll und ganz gerecht, der Vorarlberger Problembär entpuppt sich als Reggae mit perfektem Bläsersatz und einem ebensolchen Solo Schiefls auf dem wüsten Alphorn, dem man diesen virtuosen Umgang nicht zugetraut hätte. Die hörbar erstklassig ausgebildeten Multiinstrumentalisten um Bandleader Schriefl, Michl Engl, Florian Trübsbach, Alex Morsey, Gregor Bürger, Peter Heidl und Wiggerl Himpsl, bieten in allen Nummern einen feinen Alpin-Jazz, eine Musik, die das Idiom der alpinen Volksmusik mit eher hinterwäldlerischem Nimbus durchaus aufgreift und diese übersetzt in eine freche, spielerische, humorvolle Improvisation mit deutlich erkennbarem Vergnügen der Musiker daran, verschiedene Stilebenen wild und skurril zu mischen. Man wundert sich nach kurzer Zeit als Zuhörer nicht, wie selbstverständlich musikalische Muster mit Volksmusikansatz in jazzige Improvisation übergehen. Die Kunst von Matthias Schriefl mit seiner Band besteht darin, diesen Übergang organisch, „bruch“-los zu gestalten, die alpenländische Blasmusik-Tradition als Steinbruch für eine Fusion von verschiedenen Traditionen wie Blues, New Orleans der Marching Bands, Jazz fruchtbar zu machen. Volksmusik ist so zu verstehen als bewusster Gegenpart zum blutleeren Klischee mit verdummender Affirmation der vermeintlichen Alpenidylle à la Musikantenstadl. Herrlich, wie Schriefl seine Anmoderationen bajuwarisch schräg-anarchisch gestaltet und sich dieses widerständige und immer humorvolle Moment in der anschließenden Musik widerspiegelt. So entschuldigt er sich zum Beispiel für das Unwesen der männlichen Erbfolge und beginnt anschließend das Liebeslied S’isch mer alles oi Ding eher getragen im Volksmusik-Modus, bis der Trompeter sein Instrument verfremdend einsetzt und die Musiker als Marching Band sich unter der Publikum mischen, um Alex Morsey die Bühne für einen (Bären-)Tanz mit seinem Kontrabass zu überlassen. Wie Matthias Schriefl mit seiner Band das bürgerlich-bäuerische Korsett von Alltagsritualen wie dem Essensdiktat um halb sieben Uhr in Bald ischs halb simmne karikiert, wie das Auf der Steinseehütten im a-cappella-Gesang die Alpenidylle ironisiert, wie der Bandleader Instrumentenkunde betreibt und dem Publikum das Bassinstrument Ophikleide aus der Familie der Klappenhörner erklärt und anschließend in Ophikleide Island virtuos vorführt – all das zeigt ihn als einen schrägen Vollblutmusiker und humorvollen Performer aus. Man versteht, warum er als Jungtalent bereits mit vielen Preisen bedacht wurde, warum er über die Geheimtipp-Schwelle deutlich hinausgetreten ist.

Am Ende des Konzerts glaubt man es kaum: Das gesamte Instrumentarium auf der Bühne, das ganze Arsenal des alpenländischen Instrumenten-Schatzes ist an dem Abend zum Einsatz gekommen, verblüffend zu sehen und zu hören, wie behende die Musiker die Instrumente wechseln und punktgenau einsetzen, wie Schriefl etwa Trompete und Horn gleichzeitig spielt oder entsprechend obere und tiefe Stimme bedient. Ein großartiger bajuwarischer Abend im Bergischen!

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