Bild für Beitrag: Matthias Dymke unter dem Sternenhimmel | Ganz Solo in neuer Konzertreihe im Planetarium
Bild für Beitrag: Matthias Dymke unter dem Sternenhimmel | Ganz Solo in neuer Konzertreihe im Planetarium

Matthias Dymke unter dem Sternenhimmel

Ganz Solo in neuer Konzertreihe im Planetarium

Bochum, 22.04.2020
TEXT: Heinrich Brinkmöller-Becker | FOTO: Helmut Schüttemeier

Live-Konzerte von Musikern in Corona-Zeiten gibt es bekanntermaßen durchaus – leider ohne Präsenz eines nennenswerten Publikums, leider nicht an den angestammten Orten, leider nicht mit der entsprechenden Atmosphäre, die sich aus dem Zusammenwirken von Raum und Publikum und der Interaktion von Musiker und Publikum ergeben. Die Versuche, aus der Küche oder dem Wohnzimmer von zu Hause aus einen gewissen Ersatz zu bieten, zeitigen – bis auf einen voyeuristischen Charme – auch nur begrenzt Hör- und Sehvergnügen. Umso mehr ist ein anderer Weg zu begrüßen, den das Planetarium Bochum im Rahmen seiner neuen Online-Reihe planetarium@home bietet: Live-Konzerte unter der Sternenkuppel, die per Youtube abrufbar sind. Das Planetarium Bochum hat in der ganzen Republik den Ruf, sich über seine Kernaufgabe hinaus als Veranstaltungsort für unterschiedliche kulturelle Angebote zu öffnen – mit großem Erfolg, verzeichnet die Einrichtung in steter Folge jährliche Besucherrekorde. Dazu trägt u.a. die Musikreihe bei, die Helmut Schüttemeier kuratiert. Regelmäßig organisiert er unter dem Sternenhimmel Live-Konzerte, die sich für ihre besondere Auswahl und Atmosphäre bei Musikern und Publikum einer großen Beliebtheit erfreuen. Und was tun in Corona-Zeiten? Man holt die Musikerinnen und Musiker für ein spontanes Solo-Konzert ins Haus, die häufiger unter der Kuppel gespielt haben, setzt sie auf die Bühne, projiziert einen Sternenhimmel und setzt die Aufnahme ins Internet.

Den Auftakt macht Matthias Dymke. Der Oberhausener Pianist ist in der Region in vielen Jazzformationen aufgetreten. Sein Solo-Konzert auf dem Flügel des Planetariums ist jetzt zu hören und zu sehen: hier.

Die drei Stücke in diesem fast 12-minütigen Konzert sind ganz auf den Aufführungsort abgestimmt: Es beginnt mit Tagtraum, einer lyrisch-verspielten Eigenkomposition Dymkes. Dem folgt Weißt du, wie viel Sternlein stehen – in einer wunderbar modulierten Version einer Jazzballade. Der Mond ist aufgegangen ist das Lied, mit dem die Evangelische Kirche in Deutschland zum „Balkonsingen“ aufruft. Matthias Dymke interpretiert es eigenwillig, indem er die sattsam bekannte Melodie in verschiedenen Akkordfolgen und Tempi variiert und verfremdet bis zur Unkenntlichkeit des liedhaften Ursprungs zu einer Sequenz mit ostinaten Mustern im Bass mit schnellen Läufen im Diskant. Ein guter Jazzpianist weiß eben, aus jedem Material eine eigene Komposition zu kreieren und auch ohne Publikum zu einem stimmungsvollen Konzerterlebnis zu formen.

Die nächsten Konzerte der Reihe planetarium@home sind auf der Homepage des Planetariums zu finden.


Suche