"Man spürt gleich, was Sting meint"
Dominic Miller
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese
Kalt ist es immer im Palast für Kultur und Unterhaltung in Litauens Hauptstadt. Das lokale Publikum weiß das und gibt die Jacken erst gar nicht an der Garderobe ab. Keyboarder und Sänger Mike Lindup aber friert in seinem dünnen Longsleeve-Shirt, reibt sich einmal sichtbar für alle sogar an den Armen.ImMaikommtDominic Miller nach Köln. Wir haben ihn uns schon einmal in Vilnius angehört.
Dominic Miller scheint der unbeheizte Konzertsaal nichts auszumachen. Sichtlich glücklich wieder in Vilnius zu sein, beginnt der Gitarrist auf der Akustischen den Auftakt einer langen Tournee bis tief in den Sommer hinein, auf der neben eigenen Konzerten auch zahlreiche mit Sting auf dem Programm stehen.
Als Stings Gitarrist ist Dominic Miller weltweit bekannt geworden. Als seine rechte und linke Hand, die all das umsetzt, was seine klobigen Finger nicht spielen können, hat sein prominenter Arbeitgeber seinen Gitarrero mal bezeichnet.
Man spürt gleich, was Sting meint, sieht man Dominic Miller zu. Wunderbar seine Arpeggien im mediterran angehauchten Stück „Catalan“, herrlich subtil das Bossa Nova-Flair in „Waves“, zwei Nummern aus seinem neuen, sehr empfehlenswerten Album „5th House“. Und raffiniert, wie er in der Zugabe in den Police-Klassiker „Bring On the Night“ einen eigenen Song nahtlos einwebt.
Aber Dominic Miller kann auch kraftvoll auf der Stromgitarre rocken. Dann darf der klanglich und rhythmisch so ungemein vielseitige, schon lange in Köln lebende Marokkaner Rhani Krija , der an diesem Abend aus Millers Klasse-Band heraussticht, auf seinem Perkussions-Set richtig Druck machen.
Vor allem aber prägen starke Melodien jeden Song von Dominic Miller. Das zeigt der Gitarrist nicht zuletzt, als er „Shape Of My Heart“ zu spielen beginnt, einen Hit von Sting, den er mitkomponiert hat. Mit diesem Ohrwurm unterstrich Dominic Miller an einem memorablen Konzertabend einmal mehr, dass er viel mehr ist als nur der Gitarrist eines Weltstars.