Literature and Spoken Word in Concert
Soniq Kollektiv in Köln
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam
Das Soniq Kollektiv, Christina Fuchs, Ramesh Shotham und Jarry Singla , hatte im Jakki (Stadtgarten Köln) die Performerin und Sängerin Sascha Ley und den Vokalkünstler Mitch Heinrich als Gäste für ein Literature and Spoken Word Konzert der besonderen Art.
Ausgangspunkt des Konzertes war Salman Rushdies neues Buch “Victory City“. Salman Rushdie hat in seinen Büchern, mit seinem Debütroman “Midnight Children“ beginnend, indische Mythologie und Geschichte miteinander verwoben. Mit seiner besondere Art des magischen Realismus schaut er dabei immer kritisch auf bestehende politische und soziale Verhältnisse. Trotz der Bedrohung durch die Fatwa des iranischen Religionsführers Ayatolla Chomeini hat er immer wieder mutig für die Freiheit des Wortes gekämpft. Rushdies neues Werk “Victory City“, verbindet die Geschichte von Vijayanagara, auch bekannt als Hampi, mit der Mythologie der Göttin Pampaa Devi. In einem fantastischen Umfeld behandelt er mit bunter Fabulierkunst reale Themen, wie Machtmissbrauch, Aufstieg und Fall einer Großmacht und die Rolle des Patriarchats.
Angeregt von der bunten Erzählkunst Rushdies konzipierte das Soniq Kollektiv einen Konzertabend, der etwas von einem modernen Hörspiel, von Spoken Word Performance, von Musik und Poesie und Vokalkunst trifft auf Instrumentalkunst hatte.Ebenso wie Rushdie Geschichte und Mythologie als Folie benutzt und damit frei umgeht, gingen die Luxemburgerin Sascha Ley und Mitch Heinrich aus Wuppertal mit dem Text äußerst fantasievoll um. Sascha Ley erzählte persönliche Indien Erfahrungen, Textstellen und Exzerpte aus der Mythologie in wunderbarer (englischer) Sprache. Ab und an sang sie auch und klang dabei einmal nach einer indischen Sängerin und an anderer Stelle, nach einer englische Singer/Songwriterin. Mitch Heinrich begleitete dies mit Vokalkunst, entweder nonverbalen Gesang und Geräusche oder Wortverschraubungen wie die witzigen Verballhornungen von Vogelnamen, all dies mit teilweise atemberaubender Geschwindigkeitn und wilder gestik und Mimik. Bemerkenswert war auch ein Call and Response von Mitch mit Ramesh Shotham , bei dem Ramesh die südindische Trommelsprache rezitierte und Mitch als Antwort skattete und alles im richtigen Rhythmus.
All die Textfragmente, Vokalisationen und Geräusche waren meisterhaft eingebunden in die Musik des Soniq Kollektivs. Selbst ohne ein Wort der Texte zu verstehen funktionierte das Miteinander aus Wort und Musik als große Klangkunst, eine echte Synthese aus Wort und Musik. Die instrumentalen Qualitäten des Soniq Kollektivs wurden dabei wieder einmal sehr deutlich. Christina Fuchs spielte wunderbar Saxofon und Klarinette, Ramesh Shotham zeigte sich wie immer als Meister der Perkussion und Jarry Singla ist nicht nur ein einfühlsamer Pianist sondern bediente auch ein Harmonium.
Soniq hat in der Vergangenheit schon viele großartige Konzerte mit sehr unterschiedlichen Themen und Gästen gespielt, von norwegischer Folklore, über indischen Tanz und freien Ausdruckstanz bis zu hin zu marokkanischen Gnawa Sängern. Aber das Programm Literature and Spoken Word gehörte sicher zu den besten.