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Literatur und Musik im Dialog

Paul Celan - Atemwende

Düsseldorf, 19.03.2015
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam

Bojan Vuletic hat mit seiner Komposition „Atemwende“ die Lyrik von Paul Celan in Musik umgesetzt. Im Rahmen der Jüdischen Kulturtage tritt seine Musik nun in Dialog mit Gedichten von Celan und dem Briefwechsel mit Ingeborg Bachmann („Herzzeitbriefe“). Die Schauspielerin Britta Shulamit Jacobi und der Schauspieler Hanno Dinger lasen die Texte von Bachmann und Celan im Wechsel mit der Musik des Trompeters Nate Wooley und dem Mivos Quartett aus New York.

Das Mivos Quartett (Olivia De Prato und Joshua Modney, Violine, Victor Lowrie, Bratsche und Mariel Roberts, Cello) ist eines der führenden Streichquartette für improvisierte und Neue Musik in den USA.

Die Anordnung der Musiker auf der Bühne im Palais Wittgenstein ist sehr bewusst vom Komponisten arrangiert. In einem Interview sagte Boran Vuletic dazu:

"„Man kann sich das so vorstellen: ich nehme einen gewissen Keil in dem Menschen Paul Celanwahr und das hat dann dazu geführt, dass ich in der Streichquartett-Trompete-Situation – von links beginnend mit 1. Geige, 2. Geige, dann sitzt in der Mitte diese Trompete, wie so ein Keil in diesem Streichquartett und dann kommen Bratsche und Cello – dass ich das dann quasi so auch in der Besetzung umgesetzt habe.“

Die Brüche, die Ängste und Nöte, wie auch die tiefe Schönheit der Lyrik von Paul Celan spiegeln sich in der Musik wieder, die teilweise improvisiert und teilweise durchkomponiert ist.

Der Jazztrompeter und Improvisationsmusiker Nate Wooley, der schon mit Anthony Braxton, John Zorn u.a. zusammengespielt hat, erweitert die Möglichkeiten der Trompete durch Zirkularatmung, Überblasen und andere Techniken. Das Wort Atemwende bekommt in seinem Spiel eine ganz neue praktische Bedeutung. In einem Stück bläst er etwa gegen ein Blech und erreicht einen seltsam vibrierend hallenden Sound. Gemeinsam mit dem Mivos Quartett gelingt es ihm einen manchmal lyrischen, manchmal dramatischen Widerpart zu den Texten zu setzen. Im letzten Stück entsteht ein extrem subtiler Sound. Nate Wooley „atmet“ durch die Trompete und die Streicher lassen die Bögen nicht über die Seiten sondern über das Holz gleiten, bzw. „streicheln“ die Seiten so, dass ein feines Rauschen entsteht, dass an einen Windhauch erinnert. In diesem feinen Hauch ertönt nun die Trompete, wie ein Klagelaut.

Dieser Abend ist ein ganz außergewöhnliches Zusammenspiel von gesprochenem Wort und Musik, dargeboten von einfühlsamen Sprechern und großen Improvisationsmusikern.

Ganz und gar unverständlich ist die geringe Zuhörerzahl, in einer Stadt wie Düsseldorf mit einer Musikhochschule, einer großen jüdischen Gemeinde und einem ansehnlichen Kulturpublikum.

Weitere Termine:

21. März, 20.15 h, Skulpturenpark Waldfrieden Wuppertal

22. März, 18.00 h, Kleiner Sendesaal des WDR, Köln

23. März, 18.00 h, Landesbüro der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn

WDR 3 sendet das Konzert am 31.03. um 20.05 h – danach kann es vier Wochen in der Mediathek gehört werden.

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