Leicht verhangen und verträumt
Erik Truffaz in Herne
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese
Eine kleine Überraschung gab es gleich zu Konzertbeginn. Oder, besser gesagt, direkt bevor das „Erik Truffaz Quartet“ überhaupt die Bühne in den Flottmann-Hallen betrat. Denn zunächst setzte sich die Schweizer Singer-Songschreiberin und Pianistin Anna Aaron an den aufgebauten Konzertflügel und wärmte das Publikum mit ihren leicht melancholischen Songs auf.
Mit Erik Truffaz arbeitet Anna Aaron schon eine Weile zusammen. Auf seiner aktuellen CD „El Tiempo de la Revolución“ singt sie auf zwei Stücken und ganz am Schluss des wunderbaren Abends in Herne gesellt sich die Schweizerin auch noch mal für ein paar Songs zu Truffaz´ Band.
Aber natürlich stand der Abend ansonsten im Fokus von Erik Truffaz. Der in der Schweiz geborene französische Trompeter ist ein Klangästhet und ein Musiker, der sich gerne über Genregrenzen hinwegsetzt. Mit seinem vibratolosen Trompetenton taucht er ein in die groovig-atmosphärischen Klangwelten seiner exzellenten Band mit Tastenmann Benoît Corboz, der zwischen Klavier und Fender Rhodes E-Piano hin und her wechselte, E-Bassist Marcello Giuliani und Drummer Marc Erbetta. Der Mann hinter der Schießbude entpuppt sich an diesem Abend nicht nur als antreibender Rhythmusgarant, sondern mehr als einmal auch als echter Spaßvogel, der mit elektronisch verfremdeter Stimme und Grimassenschneiden für Schmunzeln beim Publikum sorgt.
Leicht verhangen und verträumt klingen viele Stücke des Programms. Aber kraftvolle, stolpernde Beats und wummernde E-Bass-Grooves schieben die Musik immer wieder auch ordentlich voran. Die Mischung stimmt und die Melodien hängen sich schnell in die Gehörgänge rein. So johlt und erklatscht sich das Publikum am Ende gleich mehrere Zugaben.