Lebendig und überraschend
Jazz an einem Sommerabend 2011
TEXT: Bernd Zimmermann | FOTO: Bernd Zimmermann
Regen, aber ein wunderbares Publikum. Das war es, was in allererster Linie am Samstagabend auf dem Areal der Burg Linn in Krefeld beeindruckte, denn es goss in Strömen und dennoch harrten ca. 500 Zuschauer beim 27. Jazz an einem Sommerabend des Jazzklub Krefeld aus.
Auf dem Programm standen 3 Formationen. Das Essener Zodiak Trio, Motif aus Norwegen und das Dave Holland Quintet. "Wir werden den Regen jetzt wegspielen", versprach John-Dennis Renken, Trompter des Zodiak-Trio, was ihnen zumindest kurzfristig für ihren eigenen Auftritt gelang. Die kaum zu beschreibende, eigentlich nicht so wirklich in eine Schublade passende Musik der diesjährigen Zweiten des Neuen Deutschen Jazzpreises, wirkte extrem frisch und vor allem energiegeladen. Rockig, jazzig, teils groovig produzierten John-Dennis Renken (Trompete), Andreas Wahl (E-Gitarre) und Bernd Oezsevim (Drums) immer wieder überraschende Momente, ohne ihre Improvisationen mit Freejazz-Anteilen zu sehr zu überfrachten.
Anders die auf das Zodiak Trio folgende norwegische Formation Motif. Zusammengefasst: 120 Sekunden hörbarer Jazz. Der Rest ein Gewirr aus Tönen.
Wie es anders gehen kann und das auf allerhöchstem Niveau, zeigte dann im Hauptakt das Dave Holland Quintet mit Dave Holland (Bass) Chris Potter ( Alt- & Sopran-Saxophon) Robin Eubanks (Posaune), Steve Nelson (Vibraphon) und Nate Smith (Drums).
Dave Holland gehört zu den ganz großen Jazzmusikern unserer Zeit. Von Miles Davis entdeckt, spielte er u.a. mit Herbie Hancock, Wayne Shorter, Chick Corea, Joe Henderson. 1997 gründete er das heutige Quintet , mit dem er weltweit zahlreiche Jazzpreise und einen Grammy einheimste.
Seine immer wieder lebendig wirkende Musik wurde an diesem Abend besonders von Chris Potters Saxophonspiel geprägt. Anspruchsvoll, klar in ihren Strukturen, zwischendurch kurz ausbrechend, aber immer wieder mit Leichtigkeit zu sich findend, spielte aber leider auch das Dave Holland Quintet bis zum Ende den Jazz an einem sehr regnerischen Sommerabend.
Für den so rürigen Jazzklub ging dieser Abend aber dann doch mit einer guten Nachricht zu Ende. Während der Veranstaltung trat das 300. (!) Mitglied dem alt-ehrwürdigen Jazzklub bei.