Larry Goldings Trio in Köln
Routinierte Weltklasse einer großen Kleinformation
TEXT: Heinrich Brinkmöller-Becker | FOTO: Heinrich Brinkmöller-Becker
Guckt man sich das Publikum im Kölner Alten Pfandhaus an diesem Abend an, ist ein wahres „Musiker“-Konzert zu erwarten: Das ausverkaufte Event mit dem Orgel-Trio mit Larry Goldings (org), Peter Bernstein (g) und Bill Stewart (dr) scheint einen starken Reiz auf die Musiker-Szene Kölns auszuüben – übrigens erfreulicherweise auch auf die jüngere. Verständlich ist dies, hat man es mit dem Trio doch mit einem Hochkaräter als Ensemble zu tun, das seit mittlerweile 25 Jahren zusammen musiziert und sich einen international renommierten Namen erspielt hat. Aber die drei einzelnen Musiker sind auch als Sidemen mit einer Vielzahl von Jazzgrößen hervorgetreten.
Der Auftritt in Köln markiert das Ende einer 2-wöchigen Europatournee - laut Larry Goldings nicht immer ganz reibungslos verlaufen, deshalb sind ihm die Freude und Dankbarkeit für ein verständnisvolles und, ja: begeistertes Publikum in einem auch räumlich ansprechenden Ambiente anzumerken. Geradezu ausgelassen und pointenreich geraten seine Anmoderationen, genauso ist die Musik der Drei: Man hört ihr an, dass die Musiker sich lange und genau kennen, ihr Programm verläuft wie eine perfekt geölte Maschine. Perfekt spielen sie subtile Variationen von Standards, die sich natürlich auch einer gewissen Klischeehaftigkeit nicht entziehen können oder wollen, die dies aber auf einem ausgesprochen hohen künstlerischen Niveau tun.
Dem Trio gelingt ein unverwechselbarer warmer Gesamtsound: Goldings flächige oder virtuos leichtfüßig-groovig gespielte B3-Orgel, die den Kitschverdacht des verzuckernden Hammond-Sounds mühelos entkräftet, eine hochvirtuose Gitarre, man ahnt - und bestätigt - das Lob von Jim Hall aus den 90er Jahren, das Bernstein den „beeindruckendsten Gitarristen“ nannte. Der Drummer Bill Stewart geht weit über die Rolle des mitunter polyrhythmisch vertrackten Taktgebers hinaus, seine Stöcke und Besen und mitunter seine bloßen Hände geben dem Spiel einen raffiniert melodisch-schwingenden Groove.
Zu hören ist ein überzeugender Gruppensound, der Standards und Eigenkompositionen vordergründig wie „Standards“ klingen lässt, dies allerdings mit einer eigenen relaxten Note erreicht. Wurzeln des Funk, Blues, des 60er-Jahre-Jazz sind unverkennbar, in den Mainstream mischen sich durchaus auch Pop-Elemente, die sich explizit auch nicht vor Reverenzen etwa an Donald Fagen (Fagen) scheuen. Aus diesem Rahmen sticht ein wenig die Carla Bley-Komposition And Now the Queen mit „experimentelleren“ Sequenzen hervor.
Stehende Ovationen für eine wahrhaft große Kleinformation.