Lake Street Dive
Europatour
TEXT: Vera Marzinski | FOTO: Vera Marzinski
Das Quartett „Lake Street Dive“ aus Brooklyn/NY bringt alles auf die Bühne: Jazz, Soul, Funk, Folk und Rock. Das Bürgerhaus Stollwerk in Köln bebte, als sie auf ihrer Tournee dort auftraten.
„Free yourself up“ ist ihre Devise. Als Retro-Pop könnte man ihre Musik bezeichnen, aber es ist viel mehr. Die studierten Jazz-Musiker sind mittlerweile als Quintett unterwegs. Sängerin Rachel Price mit der Wahnsinns-Soulstimme, die so richtig heftig groovt. Mike Calabrese an den Drums mit grandiosen Soloeinlagen, Bassistin Bridget Kearney sowie an Trompete und Gitarre Mike Olson. Vervollständigt wird das Quartett, bei dem alle auch gesanglich aktiv sind, von Keyboarder Akie Bermiss. In Köln zunächst im Hintergrund mit seinem „amazing“ Keyboard-Spiel. Doch dann kündigte Rachel ihn als Sänger an und mit „Still the one“ verzückte er das Publikum vom ersten Gesangston an.
Das Quartett bzw. Quintett stilistisch einzuordnen, fällt nicht so leicht. "Lake Street Dive" ist eine Band mit vielen Facetten. Souverän bewegen sie sich zwischen Power-Pop, Soul, Funk und klassischen Singer/Songwriter-Qualitäten. Seit ihrer Gründung 2004 am New England Conservatory of Music in Boston sind "Lake Street Dive" beständig auf Tour. Zunächst in kleinen Clubs, den sogenannten „Dives“ und mittlerweile sind sie auf den größeren Bühnen zu Haus, so auch in einer ausverkauften Radio City Music Hall in New York. Viele Songs stammen von Bassistin Bridget Kearney. Sie ist ebenso wie die anderen Bandmitglieder Jazzstudents-Absolvent des New England Konservatoriums in Boston. "Lake Street Dive" ist glänzend eingespielt, gesanglich und instrumental perfekt abgestimmt und das Ganze mit einer souveränen und mitreißenden Performance. Sie erzählen Geschichten mit ihren Songs, die aber auch gut zum Abtanzen sind. Der Groove geht absolut in die Beine. So wie das „Baby don’t leave me alone with my thoughts“ oder das Ohrwurmverdächtige „Good kisser“. Berührend ihr „I can change“ – Text und Musik im Einklang. Besser kann man das „ich werde mich ändern… ich habe Angst, dass ich es nicht richtig hinbekomme, aber Angst wird mein Herz heute Abend nicht beherrschen“ nicht ausdrücken. Ebenso einnehmend ist die von Bridget Kearney komponierte Ballade „Musta been something“. „Shame, shame, shame“ kommt mit viel E-Gitarre, steigendem Groove und sehr powerful daher. Auch hier Mike "McDuck" Olson brillant an Gitarre – manchmal etwas 1970er Heavy-Rock – und ebenso mit Trompete. Es sind alles Ausnahme-Musiker. Und gerne gehen sie auf Tour: Wien, Paris, Kopenhagen, Edinburgh, Köln, Hamburg und, Heidelberg gehörten zu den Auftrittsorten in Europa. Bevor es wieder in die USA geht, spielen sie in Amsterdam
Auch wenn im Quintett alle gleichberechtigt sind – Rachel Price sticht als Lead-Sängerin doch hervor. Ihre Stimme ist einfach unbeschreiblich – ihr Werdegang besonders: 2003 wurde Price beim Internationalen Jazz Vocal Competition des Montreux Jazz Festivals als 17-jährige ausgezeichnet. Im Jahr 2004 stand sie als Halbfinalistin und jüngster Konkurrent in der Geschichte des Thelonious Monk Institute Vocal Competition. Im gleichen Jahr ihr Debut beim US-Jazzfestival „Yale es Jazz on the Green“, wo sie für Joshua Redman eröffnete. Mit ihrer Aufnahme von "My god, my adored one " mit dem Boston Praise Collective gewann sie 2006 den Independent Music Award für den besten Gospel Song. Und 2008 brachte sie ihre Solo-CD „The good hours“ heraus. Regelmäßig tritt sie mit dem „T.S. Monk Sextet“ und auch als Duo mit Vilray auf. „Free yourself up“ heißt nicht nur die aktuelle Tour der Band "Lake Street Dive", sondern auch ihr jüngstes Album (Mai/2018). Auf dem Cover als Quartett – aber im Innenteil ist Akie Bermiss mit abgebildet. Und es wird sicher noch spannende Duette mit ihm und Rachel Price geben.