Kunstaktion Evolving Pictures IV
Walter Padao - Jens Düppe - Birgit Gunzl
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam
Der Schlagzeuger Jens Düppe , aktueller WDR Jazzpreisträger, ist nicht nur ein innovativer Musiker und Komponist, sondern auch bekannt für seine kreativen Projekte wie die Reihe Kommunikation 9. In diesen Projekten geht es um eine Verbindung unterschiedlicher Kunstrichtungen wie Musik, Literatur, Malerei oder Tanz. Besonders fruchtbar war die Zusammenarbeit von Jens Düppe mit dem Düsseldorfer Künstler Walter Padao.
Im Rahmen der Kunstpunkte, Wochenende der offenen Ateliers in Düsseldorf, hat Walter Padao Jens Düppe und die Tänzerin Birgit Gunzl in sein Atelier eingeladen, zu einer Weiterführung seines Projektes Evolving Pictures IV. Siehe Bericht zur Aktion: Revolving Pictures – Über die Zeitlichkeit vom Mai letzten Jahres:
https://nrwjazz.net/jazzreports/2018/Evolving_Pictures_Padao_Kommunikation_Neun/
Das Grundkonzept von Evolving Pictures ist die Entstehung eines Bildes in Echtzeit unter Einbeziehung unterschiedlicher Kunstformen und Medien.
Das Publikum erlebt unmittelbar die Entstehung eines Bildes. Der Prozess der Entstehung ist dabei selbst ein eigenständiges Kunstwerk, das ebenso flüchtig ist wie Musik, die wir nur während sie klingt erleben können.
Zu Beginn steht Walter Padao an einer großen Leinwand und trägt in großen Strichen weiße Farbe auf.
Dann erscheint die Tänzerin Birgit Gunzl und bewegt sich durch den Raum, angeregt von der Malerei, setzt sie mit ihrer Bewegung eigene Impulse, die wiederum der Maler aufgreift. Nun setzt auch der Schlagzeuger Jens Düppe ein. Er beginnt mit knisternden Plastiktüten und setzt feine Perkussion ein, z.B. einen Glockenschlag oder Schläge auf hölzerne Aufschlagstäbe, wie bei einem Marimbaphon.
Die Tänzerin greift die Musik, ebenso wie die Malerei, mit ihren Bewegungen auf und ihr Tanz ist dann Inspiration für Jens Düppe und Walter Padao.
Aber bevor Walter Padao an der Leinwand weitermalt, benutzt er einen Overheadprojektor, der mit Fliesband ausgestattet ist, auf das er malt. Diese Projektionen beeinflussen wieder die Bewegungen von Birgit Gunzl und die Perkussion von Jens Düppe .
Nach diesen Projektionen wird es sehr physisch. Walter Padao malt mit weiten Bewegungen auf der Leinwand und Birgit Gunzl tanz mit großen Sprüngen in das Bild hinein. Damit verändert mit ihrem Körper als Medium das Bild. Die Körperlichkeit der Aktion geht soweit, dass sie Walter Padao ins Gesicht greift, und ihn in das Bild drückt. Gegen Ende der Aktion greift sich Birgit Gunzl zusammengeknülltes Papier und wischt damit über das Bild.
Evolving Pictures ist nicht nur ein mentales miteinander Agieren von Tanz, Musik und Malerei, es beinhaltet auch eine sehr körperliche Interaktion von Malerei und Tanz, angeregt auch von der Musik Jens Düppe s und elektronischen Klängen, die eingespielt werden.
Als Abschluss wird die Bewegung der Tänzerin in das entstandene Bild hinein projiziert.
Das entstandene Bild steht am Ende eines sehr komplexen Erlebnisprozesses, der sich nur teilweise im Bild niederschlägt. Die Projektionen von Walter Padao, die ausdrucksstarken Bewegungen von Birgit Gunzl und die Klangbilder von Jens Düppe sind nur als Liveprozess zu erleben. So knüpft Evolving Pictures vor allem an die Happenings der 60er und an Performance Kunst an. Die lebendige Performance von Malerei, Tanz und Musik ist vielleicht das eigentliche Kunstwerk, obwohl die entstehenden Bilder sicher ihren ganz eigenen Wert haben.
Evolving Pictures ist ein Fest für alle Sinne. Wir dürfen gespannt sein, wie sich dieses Format von Walter Padao weiterentwickeln wird.
Die nächste Musik-Kunst Performance von Jens Düppe und Walter Padao findet am 19.9.19 im Kunsthaus Troisdorf anlässlich des Festivals Experimentale statt.
