Kultur auffe Rampe
Eine neue Reihe für Recklinghausen
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Stefan Pieper
Eine Recklinghäuser Konzertreihe bringt Jazz mit anderen Kultursparten zusammen: Ingo Marmulla und seine hochmotivierte Band mit dem Gastsolisten Gerd Dudek am Saxofon gaben alles!
Die Recklinghäuser Veranstaltungsreihe "Kultur auffe Rampe" wurde gewissermaßen aus der Not heraus geboren, um der Kultur vor Ort auch in Pandemiezeiten eine Bühne zu geben. Sie sollte in Zukunft unbedingt weiter bestehen, denn wie hier gleichberechtigt Klassik, Jazz und Literatur eine gemeinsame Bühne bekommen, ist einfach vorbildlich. Auch beim zweiten Jazz-Programmpunkt ging die Rechnung auf: Beim Konzert eines bestens motivierten Jazzquartetts unter Leitung von Ingo Marmulla ließen sich eben nicht "nur" ausgesprochene Fans, sondern eben auch ein sichtlich breiter gestreutes Publikum vom Jazz-Virus anstecken.
Ebenso begeistert nutzten Ingo Marmulla (Gitarre), Saxophonist Gerd Dudek, Schlagzeuger Thomas Alkier und Andreas Pienert am Kontrabass die Chance, auf einer richtig großen Bühne alles zu geben. Die Bühne war sogar noch größer als erwartet, da das Konzert wegen ungünstiger Wetterprognosen in den Kassiopeia-Saal verlegt worden war.
Alles geben, das heißt bei diesen erfahrenen Jazzmusikern vor allem: Unangestrengte Leichtigkeit mit höchster Präzision zusammen zu bringen. Dahinter steckt auch bei solchen Vollprofis viel Vorarbeit - was sichtbar wird, wenn man Ingo Marmulla beobachtet, der auch immer mal die Einsätze für die Band koordiniert. Schnell hat sich die Band in die leichte Überakustik im großen Kassiopeia-Saal, der ja eigentlich für rein akustische Klassik konzipiert worden ist, hinein gehört. Gerd Dudek, der mittlerweile 82-jährige Saxophonist, der bei vielen Ereignissen der Jazzgeschichte aktiv dabei war, glänzt durch seinen fokussierten, lyrischen Ton - das verströmt eine Eleganz, die gar keine Lautstärke braucht. So etwas geht wunderbar einher mit den - wie immer aufs wesentliche reduzierten - lässig swingenden Spielfiguren von Ingo Marmulla . Ein starkes, aber zugleich geschmeidig bewegliches Rückgrat liefern Bassist Andreas Pienert, der solistisch auch eine überaus kraftvolle Performance liefert. Ebenso Schlagzeuger Thomas Alkier, der sich hier einer besonders filigranen Qualität von Swing verschrieben hat. Neben Klassikern des Bebop oder des modalen Jazz wie Charlie Parkers "Yardbird Suite" oder Stücke von Sonny Rollins geben vor allem die Ingo Marmulla s eigene Kompositionen der sprühenden Improvisationsfreude aller Beteiligten reichlich Nahrung.
Da speist sich eine wunderbar pulsierende Nummer namens "Cosimo on trees" aus einem Bossa Nova Groove und einem Thema, welches endlos viel Futter für hinreißende Soli gibt. Die Formel dafür ist ein verminderter Septakkord, wie Ingo Marmulla hinterher verrät. Für einen Jazzer mit Leib und Seele schreiben sich Stücke aus dem Leben heraus: Als Marmulla die Stadt Florenz besichtigte, musste er feststellen, dass Michelangelos David dort nur als Kopie steht. Die Frage nach dem Verbleib des Originals bleibt unbeantwortet, aber nährt dafür eine kompositorische Idee - die wiederum verblüffend nah an Dizzy Gillespiels A Night in Tunesia herankommt.
Kultur auffe Rampe
An acht Montagabenden bieten Recklinghäuser Künstler*innen ein buntes kulturelles Programm von Jazzmusik über Klassik bis hin zu musikalischen Lesungen. Noch zwei weitere Termine stehen an:
16. August 2021, 19.30 Uhr
Schräge Geschichten im und aus'm Takt
Ein Abend mit Michael van Ahlen, Johannes Thorbecke & Stefan Werni
23. August 2021, 19.30 Uhr
Sommerliches Triokonzert „(Mo)zärtlich zu Hummel und Weber(n)knecht“
Kammermusik mit Mitgliedern der Neuen Philharmonie Westfalen
Kristin Fournes (Violine), Andreas Kosinski (Viola), Lydia Keymling (Violoncello)
Ort: Betriebshof des Ruhrfestspielhauses, Otto-Burrmeister-Allee 1, 45657 Recklinghausen
Eintritt: 5 Euro
An acht Montagabenden bieten Recklinghäuser Künstler*innen ein buntes kulturelles Programm von Jazzmusik über Klassik bis hin zu musikalischen Lesungen. Noch zwei weitere Termine stehen an:
16. August 2021, 19.30 Uhr
Schräge Geschichten im und aus'm Takt
Ein Abend mit Michael van Ahlen, Johannes Thorbecke & Stefan Werni
23. August 2021, 19.30 Uhr
Sommerliches Triokonzert „(Mo)zärtlich zu Hummel und Weber(n)knecht“
Kammermusik mit Mitgliedern der Neuen Philharmonie Westfalen
Kristin Fournes (Violine), Andreas Kosinski (Viola), Lydia Keymling (Violoncello)
Ort: Betriebshof des Ruhrfestspielhauses, Otto-Burrmeister-Allee 1, 45657 Recklinghausen
Eintritt: 5 Euro
www.kultur-kommt-ticket.de