Bild für Beitrag: Kubanisches Tastenfeuer | Chucho Valdés, Hilario Durán und die WDR Big Band
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Kubanisches Tastenfeuer

Chucho Valdés, Hilario Durán und die WDR Big Band

Essen, 02.06.2017
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese

Als Hilario Durán noch sein Klavierschüler in Havanna war, da soll Chucho Valdés mal zu ihm gesagt haben: Du bist besser als alle hier zusammen. Solch eine Aussage war sicher nicht gerade förderlich für die Motivation der anderen in der Klasse, drückte aber schon damals die riesengroße Bewunderung des legendären kubanischen Pianisten für das Talent seines 12 Jahre jüngeren Kollegen aus.

Aber was war es, das Valdés so beeindruckte? Virtuose Technik und überbordendes Temperament allein wohl nicht. Damit sind die Kubaner ohnehin gesegnet. Vielleicht hatte der Ältere, Erfahrene einfach nur schon bemerkt, dass der Jüngere zudem eine große Begabung fürs Arrangieren und für die Orchesterarbeit hat.

Diese Begabung jedenfalls durfte Hilario Durán jetzt zum zweiten Mal beim Klavier-Festival Ruhr unter Beweis stellen. Vielfarbig und aufregend klangen seine großorchestralen kubanischen Jazzkleidchen, die er der WDR Big Band überstreifte. Und sein „Lebenstraum“, wie es der scheidende Produzent der Kölner Bigband, Lucas Schmid, auf der Bühne der vollbesetzten Philharmonie formulierte, war es, Chucho Valdés dabei zu haben.

Da saßen sich die beiden fingerfertigen Kubaner also an zwei Konzertflügeln gegenüber und warfen sich kleine Motive aus der gemeinsamen Heimat gegenseitig nur so zu. Um sie dann weiterzuspinnen oder zu kommentieren. Und mit welcher Leichtigkeit und Luftigkeit das geschieht! Kubanische Rhythmusmuster münden in kreative Jazzimprovisationen und umgekehrt.

Im Großen funktioniert das ebenso spielend. Die WDR Big Band bekommt in den Arrangements und teilweise speziell für diesen Abend geschriebenen Stücken den Raum, um ihre volle expressive Kraft rauszulassen und als brillante, grenzüberschreitende Jazzkappelle ein ums andere Mal zu glänzen.

Mambo, Danzón oder eine „Rapsodia en Ritmo“ – der Latin-Jazz der beiden älteren kubanischen Herren klingt nie nach plattem Kuba-Klischee, sondern ist immer eine gewitzt verquickte Melange aus karibischer Ausgelassenheit und raffiniert angerührten westlichen Jazz-Pattern.

Mit der suitenartig aufgebauten „Misa Negra“, einem Klassiker aus aus der Feder von Chucho Valdés, wird im zweiten Konzertteil das afrokaribische Element in der kubanischen Musik auf packende Art betont. Ein weiterer, absoluter Höhepunkt einer wundervoll bunten, weltumspannenden Klangreise.


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