Krise in Portugal?
Funchal Jazz Festival 2013
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese
Die Krise in Portugal, sie will einfach nicht enden. Chaos in der Regierung in Lissabon und auch die Ratingagenturen mögen das Land in Südeuropa wieder einmal nicht besonders und senken den Daumen. Das betrifft natürlich auch Madeira, die wunderschöne Insel im Atlantik, die zu Portugal gehört und am Geldhahn Lissabons hängt. Da fragt sich so mancher Inselbewohner, wie lange es das wundervolle „Funchal Jazz Festival“ wohl noch geben wird. Die 14. Ausgabe des von der Stadtverwaltung von Funchal organisierten Festivals zeigte jedenfalls einmal mehr, dass es ein bedeutender Mosaikstein ist im Kulturkalender der wunderschönen Insel. Der Auftaktabend war so gut besucht wie nie zuvor. Was vielleicht auch am klangvollen Namen des Künstlers lag. Chick Corea schaute mit seinem neuen Projekt „The Vigil“ vorbei. So hat er auch seine neue, sehr hörenswerte CD genannt. Und auf der Open Air-Bühne im Parque de Santa Catarina, mitten im Zentrum von Funchal, mit atemberaubendem Blick auf die Inselhauptstadt, gestaltet der US-Pianist mit Saxofonist Tim Garland, Gitarrist Charles Altura, Bassist Christian McBride, Drummer Marcus Gilmore und dem venezolanischen Perkussionisten Luisito Quintero als Gast ein Konzert, das vergnügt in Corea Vergangenheit in den 1970er Jahren blickt, dabei aber nie angestaubt rüberkommt, und ebenso den Bogen in die Aktualität schlägt. Alle möglichen Elemente fließen hier zusammen. Und Luisito Quintero gibt der Musik im Vergleich zur CD-Aufnahme noch einen ganz zusätzlichen Afro-Latin-Touch mit. Mit seinen 72 Jahren wirkte Chick Corea präsentierte sich Chick Corea taufrisch und sehr inspiriert auf Madeira.
Auch Buika gab bei ihrem Besuch eine sehr gute Figur ab. Unterstützt von dem Pianisten Ivan Gonzalez Lewis und dem Perkussionisten Ramon Escobar röhrte, heulte, schrie und sang die Afro-Spanierin mit einer packenden Inbrunst. Sie kann es auch ein wenig sanfter, aber wenn sie sich kratzbürstig gibt, auch mal minutenlang wortlose Salven von Silben losjagt, immer über diesem brodelndem Flamenco-Jazz-Gebräu ihrer beiden exzellenten Musiker, dann reißt sie mit, dann gibt es Gänsehaut beim Hören. Jacinta hatte dagegen leider nur einen Set mit nicht sonderlich spannend arrangierten Jazzstandards mit nach Madeira gebracht. Eine tolle Stimme hat die Portugiesin und es wäre toll gewesen, sie auf portugiesischem Boden mit ihrem berührenden Projekt zu hören, bei dem sie Lieder des portugiesischen Songwriters Zeca Afonso interpretiert.
Zum Festivalabschluss tauchten Wallace Roney und sein „Miles Smiles“-Projekt ohne den erkrankten Organisten Joey De Francesco in die Welt der Trompetenlegende ein. Mit knackiger Fusion und am Ende mit brillantem Akustik-Jazz Ein markanter Finalpunkt eines besuchenswerten Festivals, dessen Zukunft man abwarten muss. Einmal wegen der angespannten Finanzlage Portugals und auch, weil im Herbst Wahlen im Land anstehen. Funchal wird dann auf jeden Fall einen Bürgermeister bekommen. Der alte, Miguel Albuquerque, war ein großer Förderer und Befürworter des Festivals. Immerhin hat einer der Kandidaten auf seine Nachfolge dieser Tage kundgetan, das Funchal Jazz Festival fortführen zu wollen.