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Kreativer Kosmos

Das JOE-Festival der JazzOffensive Essen 2015

Essen, 20.01.2015
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Stefan Pieper

Die Essener Jazz-Offensive weiß, wie man ein Festival gestaltet und was zu einer stimmigen Mischung dazu gehört. Die Konzert-Abfolge zeigt genug musikalische Vielgestalt, so dass auch gerne mal polarisiert und diskutiert werden darf hinterher. Man braucht dafür nicht immer Riesen-Event – die Studiobühne im Katakomben-Theater und das treue Stammpublikum in Essen reichen!

Auf Initiative des deutsch-französischen Kulturinstituts kamen in diesem Jahr wieder Beiträge aus Frankreich nach Essen: Etwa die hervorragende Band um den Gitarristen Marc Ducret oder das Soundkollektiv Retroviseur. Und der niederländische Schlagzeug-Pionier Haan Bennink zelebrierte nach einhelliger Meinung „die“ Sternstunde auf dem diesjährigen JOE-Festival.

Die Augenhöhe zwischen Musikern aus unserer Region mit den internationalen Größen ist Programm. Von ersterer Sorte erfanden sich einige auf wundersame Weise neu auf dem JOE-Festival: Als da wäre eine frisches Improvisationsprojekt um den Essener Pianisten Oliver Maas. Zusammen mit Hartmut Kracht an den Gitarren, Patrick Hengst, Schlagzeug und John-Dennis Renken auf der Trompeter konfrontieren sie Klangfarben und treibende Rhythmusimpulse direkt miteinander und alles ohne irgendein Netz oder doppelten Boden in Gestalt kompositorischer oder thematischer Vorgaben. Heraus kommt eine spektrale Klangwelt, die das Lineare aufhebt, keinen Anfang und kein Ende kennt– dafür einen dichten Trip in physische Zustände umso nachhaltiger auslebt. Mit psychedelisch aufgeladenen Fender-Rhodes-Attacken, mit wabernden Drones und Feedbacks seitens elektrischer Gitarre bzw. E-Bass, mit futuristisch-verzerrten Trompetensounds lebt durchaus eine gewisse Bitches-Brew-Ästhetik manchmal. Aber die Herangehensweise ist offener und aus dem heute kommend.

Generationen sind miteinander vereint

„Es ist ein herausfordernder Prozess – dieses aufeinander reagieren müssen und ständig Entscheidungen treffen, eben weil überhaupt nichts formal vorgegeben ist“ erläutert Oliver Maas hinterher im Gespräch den besonderen Reiz der freien Improvisation.

Gereifter Jazz, der sich auf Erfahrungen bauend und aus Traditionen kommend eine hellwache Gegenwart zaubert, sowas zelebriert in Essen der Trompeter Ulrich Beckerhoff zusammen mit einer neuen jungen Band. Schön, wie generationen-übergreifend dies stattfindet! Zu wünschen wäre es, dass sich solche Verbindungslinien auch stärker im Publikum fortsetzen würden. Noch deutlicher: Warum ist es so schwer, neues junges Nachwuchs-Publikum für die ganze an einem solchen Ort ausgebreitete musikalische Faszination und künstlerische Offenheit zu begeistern?

Uli Beckerhoff moderiert mit trockenem Humor und musiziert auf Trompete und Flügelhorn sehr wandlungsfähig und auch dezidiert lyrisch inmitten der jungen Truppe, die sich von so viel charismatischer Ausstrahlung gerne anstecken lassen. Hier lässt sich niemand von verschachtelten Themen, komplexer Modern-Jazz-Idiomatik aus der Bahn werfen - denn alle bringen sich mit enthusiastischer Spielkultur ein. Also wächst auch der Gitarrist Tim Büchner grandios über sich voraus, als er zu einem Solo-Part einsteigt, der zum flammenden Showdown wird.

Würde man Konzerte wie die gerade beschriebenen (nur zwei von vielen mehr an diesem Wochenende) als These und Antithese betrachten – könnte das Konzert der Band „Lily`s Déjà Vu“ wieder alles zur Synthese bringen. Da vereinen sich nämlich beide Gegenpole: Eine oft harsche und elektrische, stark aus Experimental Rock und Noise kommende Klangwelt auf der einen Seite - andererseits eine kühne und bei allem Freigeist sehr durchdachte Improvisationskultur mit einer energetischen Saxofonistin Ingrid Laubrock im Mittelpunkt.

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