Bild für Beitrag: Kraftvoll und bissig |  Maceo Parker in der Philharmonie Essen
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Kraftvoll und bissig

Maceo Parker in der Philharmonie Essen

Essen, 19.10.2013
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese

Ein Mikrofon braucht dieser Mann für sein Instrument eigentlich nicht. Auch nicht im großen Alfried Krupp Saal der Essener Philharmonie - so kraftvoll und bissig ist sein Ton auf dem Altsaxofon. Und Maceo Parker legt auch gleich los, nachdem eine Dame im weißen Mantel ihn angekündigt hat. Da spielt seine Band schon ein paar Takte und die beiden Backgroundsängerinnen wiegen mit den Hüften im Takt der Musik. Dann betritt Maceo Parker im grauen Anzug die Bühne, befestigt seine „Kanne“ am Gurt, der um seinen Hals hängt, und los geht es mit Funk und nochmal Funk.

Scharf und dabei doch immer auch geschmeidig bläst der Mann aus North Carolina in sein Altsaxofon, lässt es heißlaufen, schwingen, singen. Wie überhaupt die Musik brodelt, auf einem Riff eine ganze Zeit lang herumjuckelt, bis es einen als Zuhörer packt und mitreißt.

Dass es dennoch bis zu Beginn der zweiten Konzerthälfte und der eindeutigen Aufforderung von Herrn Parker höchstpersönlich dauert, bis alle beim relaxt groovenden Song „Shake Everything You Got“ von ihren Sitzen aufspringen, um genau das zu tun, nämlich sich ausgelassen zu bewegen, liegt wohl an dem Spielort, der bestuhlten und ehrwürdigen Philharmonie.

Aber jetzt gibt es kein Halten mehr. Es wird getanzt und geklatscht. Bass-Koloss Rodney Curtis leitet ein knackiges E-Bass-Solo direkt über in Ben E. Kings Soulklassiker „Stand by me“, den Backgroundstimme Darliene parker mit Inbrunst förmlich hinausschreit.

Und Schnitt, jetzt wird es plötzlich balladesk. Maceo Parker, der den Funk einst in der Band von Soul- und Funk-Ikone James Brown gründlich erlernte, und sein Keyboarder Will Boulware kühlen die Stimmung mit verträumten Klängen im Duett ab. Der Saxofonist geht dabei von der Bühne, marschiert spielend die seitlichen Treppen im Saal hinauf und setzt sich plötzlich seelenruhig auf einen der nur wenigen freien Sitze im Parkett, das Saxofon immer zwischen den Lippen.

Das sorgt für Schmunzeln beim Publikum, ist aber ebenso kalkuliert wie die ganze Show durchgestyltes Entertainment ist. Aber gut gemacht ist diese Unterhaltung zwischen Ekstase und Luftholen, die nach über zwei Stunden und dem Stück „Pass the Peas“ aus alten James Brown-Zeiten allerdings ziemlich abrupt endet.

Minutenlang klatscht danach das Publikum weiter, will noch mehr hören. Doch Gitarrist Bruno Speight hat nach dem letzten Ton demonstrativ seine Gitarre ausgestöpselt und gleich in seinem Gitarrenkoffer verstaut. Das Saallicht geht an, die schweißtreibende Funk-Party ist vorüber.

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