Konzert Stream im King Georg
Trio Indigo feat. Max Schulze-Hennings
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: screenshots
Allseits große Freude bei diesem Konzert am 12. April im Kölner King Georg! Die Musiker strahlen und genießen es sichtlich wieder auf der Bühne zu stehen. Ich vermute, dass auch im Publikum Freude aufkommt, aber das ist bei einem Stream-Konzert ja schwer zu sagen. Ich jedenfalls bin begeistert von dem Schwung und der Spielfreude der Band, die im vollen Mainstream-Modus ihre Stücke präsentiert.
Irgendwie fühle ich mich wie zu Hause. Dabei bin ich doch fast immer zu Hause. Es ist wohl eher so eine Art Nestwärme, die ich spüre wie ‚damals‘ bei der Tatort Jazz Band im Bochumer Thealozzi, wo Martin Schulz und Alex Morsey oft spielten.
Eindrucksvoll schon der Beginn: 25 Minuten Ornette Coleman’s Turnaround mit Max Schulze-Hennings an einem geraden Altsaxofon. Das ist allein schon ein optischer Genuss. Max erinnert mich von Auftreten und Statur her an Paul Gonsalves, den berühmten Saxofonisten der späten Ellington-Band. Mit seinem vollen Ton klingt er aber eher wie Ben Webster oder Coleman Hawkins.
Die Stücke stammen vorwiegend aus den 50er und 60er Jahren, besonders Hard Bop wie The Sidewinder und Killer Joe.
Diese Band ist fest in NRW verwurzelt. Martin Schulz kommt aus Essen und spielte in verschiedenen Formationen, z. B. bei Un Tango Más, zusammen mit Alex Morsey. Alex braucht man eigentlich gar nicht mehr vorzustellen, er ist schon fast eine Legende mit seinem markanten, melodiösen Bassspiel und seinem Scatgesang, hier z. B. bei There’ s no greater love. Das Solo bei Killer Joe berührt mich, es ist faszinierend wie feinfühlig Alex die Saiten anschlägt, wie er mit dem großen Bass Korpus swingt, wie er Töne den langen Hals herunterzieht und sein Spiel auch mimisch kommuniziert, immer in Blickkontakt mit Martin, der das Solo mit kleinen Einwürfen begleitet.
Max Schulze-Hennings ist als Special Guest fürs King Georg dabei, er hat es nicht weit, denn er kommt auch aus Köln und – wie Martin und Alex - studierte auch er an der Folkwang Hochschule in Essen. Er spielt sehr expressiv, bläst oft die Backen auf, setzt viel Körpersprache ein. Er soliert oft mit langen Läufen kurzer Töne, bei der Ballade When I fall in love aber auch sehr bedächtig und gefühlvoll. André Spajic kommt aus Mönchengladbach, heute hält er sich am Schlagzeug zurück, zeigt aber bei einem Solo in Sonny Rollins‘ St. Thomas, was er kann.
Die Band ist sehr gut aufeinander eingespielt. Die Soli laufen reibungslos, ein kurzer Blick genügt und die anderen nehmen den Faden auf, spinnen ihn weiter und bauen eine Brücke zum nächsten Solo. Der Groove ist sehr stark, sehr präzise, doch Piano und Bass haben auch große solistische Anteile. Martin ist in allen Stücken mit seinen ausgiebigen Soli dabei, Blue Scholz hat er selbst komponiert, da ist er richtig in seinem Element und kommt dso richtig in Fahrt.
Zum Schluss Bye Bye Blackbird, der Standard von 1926, der in den 50er 60er Jahren sehr oft gespielt wurde. Und dann – Schluss. Das war wohl irgendwie ernüchternd – wie mir Alex am Telefon erzählte -, dass nach so einem schönen Konzert die Rückmeldung des Publikums ausblieb. Aber das kann ja wieder werden. Auf jeden Fall gut, dass wir diese Möglichkeit des Stream-Konzerts haben, Miles Davis hätte sie nicht gehabt.
Martin Scholz (Piano), Alex Morsey (Kontrabass), André Spajic (Schlagzeug), Max Schulze-Hennings (Saxofon)
Die Streaming-Konzerte im King Georg sind nicht kostenlos, denn die Künstler werden bezahlt. Als User bezahlt man im Voraus und bekommt dann einen Code, mit dem man sich einloggen kann. Das ist fair und das lohnt sich. Man kann sich das Konzert auch noch einen ganzen Tag lang ansehen.
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