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"Konzentriert arbeiten"

Dell, Lillinger, Westergaard beim Krefelder Jazzherbst

Krefeld, 15.10.2021
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Stefan Pieper

"Wir freuen uns, dass wir hier so konzentriert arbeiten konnten" lautete am Schloss das lobende Fazit des Vibrafonisten Christopher Dell. Die Resultate im Glasfoyer des Krefelder Theaters beim Auftritt im Rahmen des Krefelder Jazzherbstes waren imponierend. Zumal Christopher Dell, Christian Lillinger und Jonas Westergaard bei ihrer hohen Kunst der Ideen-Vernetzung an ihrem aufmerksamen Publikum ganz nah dran waren.

Erstmal sollte man alle üblichen Vorstellungen von Jazz oder konventioneller Stücke-Dramaturgie über den Haufen werfen. Hier geht es um einen kollektiven Prozess auf höherer Ebene: Jeder der drei bringt gleichberechtigt seine Ideen ins Spiel: Einzelne Töne, rhythmische Partikel, geräuschhafte Gesten. So spontan wie das wirkt, so entsteht doch ein gleichschenkliges Dreieck zwischen den drei Musikern. Das Geheimnis liegt in fortschreitender virtuoser Verdichtung. Jeder für sich versetzt durch unfassbare Instrumentenbeherrschung und künstlerische Konsequenz ins Staunen. Christopher Dell, unablässig mit ganzem Körpereinsatz in Bewegung, lässt die vier Schlägel ruhelos über die Zungen seines Vibrafons sausen. Die verschachtelten, oft bizarr anmutenden Tonskalen scheinen bei aller Gleichberechtigung manchmal dann doch doch eine latente Führungsrolle zu beanspruchen. Der vielgefragte Ausnahme-Schlagzeuger Christian Lillinger spielt keineswegs nur mit den Händen. Jede Geste und perkussive oder klangsinnliche Aktion ist Ausdruck einer nie zum Stillstand kommenden intellektueller Einmischung.

Was auch bestehen bleibt, wenn er mal über längere Zeiträume Metallelemente auf den Teppichboden plumpsen lässt, wenn eben das semantische Koordinatensystem gerade genau diesen Klang braucht. Jonas Westergaard macht das, was einen kraftvollen, ehrlichen Bassisten auszeichnet: Er sorgt für Bodenhaftung, für geerdete Tiefe in diesem Klangszenario - was ebenfalls höchste Kunst in dieser herausfordernden Nehmen und Geben darstellt. Der zweite Set beginnt erstmal ruhig: Minutenlang werden instrumentale Statements in den Raum hinein geworfen. Diese Entschleunigung versetzt dann erstmal in ein Konzert der Neuen Musik, in der die drei Musiker ja auch miti hellwacher Neugier zuhause sind. Abermals nimmt diese Magie von Verdichtung im Glasfoyer wieder ihren Lauf - bis der Prozess schließlich abrupt, ja irgendwie auch etwas lakonisch abreißt. Das Publikum war hypnotisiert und spendete langen, dankbaren Beifall - ausgehungert nach neuen Live-Erfahrungen nach langer, entbehrungsreicher Zeit.

Das Kamerateam hatte während des Auftrittes ganze Arbeit geleistet - wer es verpasst, kann sofort wieder in den intensiven Livestream eintauchen - siehe oben!

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