Kontraste
24. Internationales Jazzfestival Münster 2013
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese
Er wirkt fast ein wenig verlegen bei den vielen schönen Worten, die da gerade über ihn auf der Bühne erzählt werden. Frederik Köster, 35-Jähriger Trompeter aus dem Sauerland, bekommt am Samstagabend im vollbesetzten Münsteraner Theater den „Westfalen-Jazz 2013“-Preis überreicht und strahlt zu Recht.
Später, mitten in der Nacht, wird er im WDR-Radio noch live erzählen, dass ihn der Preis sehr freut. Wie ihn überhaupt jeder seiner Preise, und davon hat er inzwischen schon einige renommierte gewonnen, sehr gefreut hat. Jazz sei ja immer noch Nischenmusik und so ein Preis sorge da für Aufmerksamkeit.
Für Aufmerksamkeit sorgt Kösters neues Projekt „Die Verwandlung“ beim Preisträgerkonzert in Münster auf jeden Fall. Wie hier Komponiertes und Improvisiertes ineinander fallen und dabei eine durchgehende Klarheit vermitteln; wie stilistische Vielfalt niemals eine Beliebigkeit ergeben – selbst Bach-Inventionen mutieren hier zu spannendem Jazz.
Neben Fredrik Köster gab es einiges zu entdecken beim 24. Internationalen Jazzfestival Münster. Etwa, wenn der italienische Altmeister an der Trompete, Enrico Rava, mit 12-köpfigem Ensemble in seinem Projekt „Rava On The Dance Floor“ die Musik Michael Jacksons ohne jegliche Zurückhaltung in den Jazzkosmos überführt. Mit auch mal reggae-lastigen Beats und immer wieder mit viel feinsinnigem musikalischen Humor.
Den bewiesen auch der Schweizer Sänger Andreas Schaerer und seine Band „Hildegard lernt fliegen“ mit ihrer schrillen und aberwitzigen Performance jenseits aller Einordnungen. Oder auch das „Monk´n´Roll“-Projekt des italienischen Saxofonisten Francesco Bearzatti und seines Tinissima Quartetts, das Themen des eigenwilligen Jazzpiano-Giganten Thelonius Monk genial und wie selbstverständlich über Basslinien von Rock- & Popsongs von Queen, Police, Pink Floyd oder Lou Reed spielte. Oft herrlich kreischend und schrill.
Der jungen israelischen Posaunistin Reut Regev und ihrem Trio merkte man beim Auftritt dagegen den großen Respekt für den namhaften Gast in der Band, Jean-Paul Bourelly, an. Wurde doch der hochgewachsene Amerikaner mit seinen schweren, bluesrockigen Gitarrensounds zur prägenden Stimme des Quartetts, das in einem Umfeld aus Avantgarde-Jazz, Funk und Bluesrock durchaus spannende Momente zu kreieren wusste.
Direkt nach dem lauten Auftritt der Israelin mit dem formidablen Duo des Akkordeonisten Klaus Paier und der Cellisten Asja Valcic Kammermusikalisches auf die Bühne zu bringen – auch solche Kontraste funktionieren beim Jazzfestival in Münster prächtig. Das begeisterte Publikum ist offen für alles. Paradiesische Zustände für Programmmacher und Festivalleiter Fritz Schmücker.