Konferenzen, Workshops und viel Musik
Atlantic Music Expo & Kriol Jazz Festival
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Cristiano Barbosa, To Gomes@AME & To Gomes@KJF
Auch wenn es nur ein Testspiel war und beim Gastgeber etliche Stars geschont wurden: Dass die Fußballnationalmannschaft der Kapverden bei ihrer früheren Kolonialmacht Portugal erstmals gewinnen konnte, wirkte bei der Eröffnungsrede der dritten „Atlantic Music Expo“ in Praia, der Hauptstadt des in Höhe des Senegal gelegenen Inselstaates im Atlantik noch immer nach. Mit blumigen Worten erzählte Premierminister José Maria Neves noch davon und immer wieder auch von der Kreativität des kapverdischen Volkes.
Auf die Musiker tritt das auf jeden Fall zu. Im Frühstücksraum des wunderbaren Pestana Trópico-Hotels tönt am frühen Morgen schon der verstorbene Sänger Ildo Lobo mit seinen süßlich-melancholischen Liedern aus den Lautsprechern. Und von DER sängerin der kapverden, Cesária Évora, hängen nicht nur Fotos im Hotel, ihr Gesicht ziert sogar einen Geldschein.
Viele Lieder aus dem Repertoire von Cesária erklangen beim letzten der drei Eröffnungskonzerte. Das „Orquestra Nacional“ unter der Leitung des in Holland lebenden, kapverdischen Pianisten Carlos Mata hatte jede Menge kapverdische Musikklassiker für eine Orchesterfassung ohne Gesang aufbereitet. Auch wenn es manchmal ein wenig sehr romantisch klang, interessant waren diese Versionen allemal.
Ein wesentlicher Programmpunkt der „Atlantic Music Expo“ sind Konferenzen und Workshops mit Teilnehmern überwiegend aus portugiesischsprachigen Ländern. Es wurde diskutiert, wie das Interesse an afrikanischer Musik entwickelt werden kann oder was gutes Künstlermanagement beinhaltet und bedeutet. Tagsüber und vor allem
Das Ende der „Atlantic Music Expo“ mit einem weiteren wundervollen Konzert eines kapverdischen Künstlers, Sänger und Gitarrist Tibau, ging nahtlos über ins „Kriol Jazz Festival“. Das eröffnete das Trio des US-Schlagzeugers Ron Savage, mit gepflegtem, aber nicht sonderlich spannenden Mainstream-Jazz. Auch der haitianisch-kanadische Saxofonist Jowee Omicil mit seinen nicht wirklich richtig funkigen Fusionklängen bot nicht mehr als ganz gute Unterhaltung. Ganz anders Lura. Die charismatische Sängerin von den Kapverden mit der Riesenstimme weiß ein Publikum um den Finger zu wickeln mit ihren Mornas, Funanás und Batukus und einer knackigen Band an ihrer Seite. Die hatte auch Céu mitgebracht. E-Gitarre, E-Bass und Schlagzeug lieferten einen herrlich rockig-groovenden Untergrund für die eigenwilligen Songs der Brasilianerin. Das Trio „Reis Demuth Wiltgen“ konnte sich genau zwischen Lura und Céu mehr als nur behaupten. Der mit Ersatzmann Robert Landfermann für den kurzfristig erkrankten Bassisten Marc Demuth angereiste Dreier aus Luxemburg begeisterte mit seiner Mischung aus griffigen, eingängigen Melodien und einer rockig treibenden Kraft. Pianist Michel Reis ist darüber hinaus ein echter Ästhet auf den Tasten.
Kulturminister Mário Lúcio, ein renommierter Musiker seines Landes, der maßgeblich die Messe und das Festival förderte, hatte noch gute Nachrichten. Die nächsten zehn Jahre „Atlantic Music Expo“ seien schon jetzt finanziell gesichert. Wo in der Welt es so etwas noch geben würde, wollte Mário Lúcio mit spürbarem Stolz wissen. Eine gute Frage!