Köln im JazzRausch
winterjazz köln 2013
TEXT: Kurt Rade | FOTO: Kurt Rade
Im nasskalten Köln am Bahnhof angekommen fielen sofort die vielen Plakate des angekündigten „winterjazz 2013“ auf. Hier sah man sofort, dass die Stadt Köln sich mit solchen Events identifiziert und trotz Sparmaßnahmen die Kultur am Leben erhält.
Im Stadtgarten wurden wir herzlich von Angelika Niescier und Reiner Michalke empfangen und in den Ablauf der Konzerte eingeweiht. Schon beim Studium des umfangreichen Programms war klar, Alles geht nicht. Hinzu kam noch der Hinweis, dass bei Überfüllung der Einlass reglementiert wird.
Dieser Prophezeiung bewahrheitete sich in kürzester Zeit. Schon eine halbe Stunde nach Festivalbeginn waren die Konzertstätten zum Bersten gefüllt und draußen standen immer noch Jazzbegeisterte und hofften auf Einlass.
Den Anfang der Konzerte im großen Saal, machte die Band um den Kölner Pianisten Simin Nabatov, mit dem Berliner Saxophonisten Matthias Schubert und dem Schlagzeuger Christian Lillinger. Alle drei, Meister auf dem Gebiet der freien Improvisation. Sie spielten sich in einen Rausch aus aberwitzigen Klangläufen mit brutaler Intensität. Die Körpersprache von Schubert und Lillinger, ein Event für sich.
Im Studio ging es mit dem Christoph Hillmann 's „Kallimotio“ weiter. Mit seiner Band, bestehend aus Sven Decker -Sax und Klarinette, Matthias Goebel-Vibrafon und Matthias Nowak-Bass heizte er mit groovigem Modern Jazz dem Publikum ein. Treibend und drückend sowie herrliche Soli von Sven Decker machten beim Zuhören Spaß. Mit arabischen Rhytmen und Tonbildungen klang dieses Konzert aus.
Als nächstes betrat Katrin Scheer-Vocal mit ihrer Band die Bühne. Dabei, Benjamin Schaefer-Piano, Florian Rynkowsk-Bass und Heiko Braun-Drums. Ein völliger Gegensatz zum bisher Gehörtem. Eine Frau mit weicher, ausdrucksstarker und melancholischer Stimme. Die Melodien und Kompositionen eingängig und verstörend. Wie angenehm sich hier fallen zu lassen.
Im Saal ging es weiter mit Lars Duppler-Piano, Frederik Köster-Trompete, Matthias Nowak-Bass und Jens Düppe -Drums. Erinnerungen an die Zeit von Miles Davis mit Williams, Hancock und Carter wurden wach. Die Kompositionen von Duppler, wunderbar mit Tiefgang und traumhaften Melodien, mit einem leichten Hauch des Nordens angereichert.
Jetzt wurde es Zeit, das Terrain zu wechseln. Auf ins Zimmermann`s zu Katrin Scherer’s „THE BLISS“. Kellerraum und Bühne war völlig belagert und es dauerte eine Weile um zur Bühne vorzudringen. Mit den Musikern Katrin Scherer-Saxofon und Flöte, John-Dennis Renken-Trompete, Sven Decker -Saxophon + Klarinette, Andreas Wahl -Gitarre, Sebastian Räther -Bass und Christian Thomè-Drums erlebten wir Zeitgenössischen Jazz in der Avantgarde unserer Zeit. Angelehnt an moderne klassische Kompositionen wurde die Zeit in der wir heute leben hörbar. Schnell, dynamisch, entrückt, wild, bewegt, aufschreiend, extatisch und mitreißend. Alle Fassetten der Melodiebildung wurden gezogen. Bewundernswert wie Scherer alles zu einer Einheit zusammenfügte.
Zum Schluss noch mal zurück ins Studio zu Caroline Thon `s „Patchwork“. Mit Caroline Thon -Saxophone, Laia Genc -Piano, Junia Vent-Vocal, Matthias Nowak-Bass und Christoph Hillmann -Drums. Thon schreibt alle Kompositionen selbst und hat sich damit schon einen anerkannten Namen in der Jazzwelt gemacht. Ihre Musiker sind passend zu ihren Kompositionen ausgesucht und sie hat mit Laia Genc einen Jazzstern am Pianohimmel. Der Bassist Matthias Nowak und Drumer Christoph Hillmann , mussten heute in mehreren Bands spielen, was ein Zeugnis ihrer Vielseitigkeit ist. Thon`s Kompositionen vereinen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Kluge Arrangements, ausgeklügelte Rhythmen und Ästhetik sind ihr Ding. Die Spiellaune der Truppe begeisterte.. Junia Vent brillierte mit ihrer vollen Stimme deren Räumlichkeit zum Greifen war.
Nun war es schon fast Mitternacht und der Winterjazz ging mit zwei Konzerten im Restaurant dem Ende entgegen. Hier zu den Musikern noch vorzudringen war Chancenlos. Im Backstage Bereich des Stadtgartens, trafen sich alle Musiker und auch die Presse zum Austausch des Abends. Die Stimmung war super und die Musiker begeistert vom Winterjazz-Festival. Leider war es nicht mehr möglich Konzerte mitzunehmen und von allen Musikern zu berichten. Aber es wird hoffentlich ein nächstes Mal geben.
Hier müssen wir Angelika Niescier und Reiner Michalke danken, dass sie „Winterjazz“ auf die Beine gestellt haben.
Text: Kurt Rade, Bernd Zimmermann | Fotos: Kurt Rade