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Klezmer meets Derwisch

Ensemble Noisten vereint die Weltkulturen

Marl, 01.12.2021
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Stefan Pieper

Eine virtuose Klarinette im übermütigen Klezmer-Sound trifft auf den atmenden Klang der türkischen Ney-Flöte. Ein Tablatrommler überlagert das Spiel mit feingliedrigen rhythmischen Figuren. Beim Konzert des Ensemble Noisten im Rahmen der Reihe „The Jewish Touch“ im Marler Theater erweiterte sich nochmal der Erfahrungsraum - durch einen tanzenden Sufi-Derwisch.

Der Wuppertaler Klarinettist Reinald Noisten studierte klassische Klarinette, aber er fühlte sich von der etwas akademischen Fixierung dieses Studiums und vielen Konventionen im Konzertbetrieb nicht wirklich ausgefüllt. Dann brachte ein musikalisches Erweckungserlebnis seine künstlerischen Vorbelastungen und eine spirituelle Suche in Einklang: Ein Konzert mit dem Klezmer-Kultmusiker Giora Feidmann zeigte ihm, wie alles in Musik miteinander harmonieren kann.

Mehr als 20 Jahre nach dieser Begegnung mit Feidman liefern Reinald Noistens Projekte vielfältige Antworten auf diese Frage. Jüdischer Klezmer, türkisch-arabische Musik, aber auch hinduistische Rhetorik und die Mystik der Sufi – die Band auf der Bühne in Marl wusste, hier erstaunliche künstlerische Schnittmengen heraus zu destillieren.

Eine Musik voller Beweglichkeit

Bandleader Reinald Noisten improvisiert und phrasiert virtuos, aber tiefenentspannt auf Klarinette und manchmal auf Saxofon -wobei viele überlieferte jüdische Lieder ins Spiel kommen. Klezmermusik mit ihren hyperaktiven Rhythmen und ihren orientalisch-osteuropäisch-modalen Melodien ist so beweglich wie die jiddische Kultur selbst, die sich in so vielen Ländern und Regionen bediente und eigene Einflüsse ausbreitete. Kein Zufall ist es, dass sich in den Stücken des Ensemble Noisten auch mal Beethoven-Zitate eingestreut finden. Schlagzeuger Shanmugalingam Devakuruparan nutzt arabische Trommeln, aber vor allem auch die Tablas aus der klassischen hinduistischen Musik, um eben die anderen Kultureinflüsse in Noistens Band aus seiner eigenen Perspektive heraus zu „beantworten“. Perkussion gemäß indisch-hinduistischer Diktion bleibt immer eine sehr rhetorische Angelegenheit. Der virtuose Multiinstrunentalist stammt aus Sri Lanka, musste dort aber schon vor 30 Jahren vorm Bürgerkrieg fliehen und bereichert seitdem von Krefeld aus mit seinen vielseitigen Projekten die Musikszene. Derweil Gitarrist Claus Schmidt und Bassist Andreas Kneip ihre kulturenübergreifenden Erfahrungshorizonte der großen Sache widmen und das Ganze zu vernetzen helfen. Murat Cakmaz bereichert das Ensemble Noisten an diesem Abend als ergreifender Sänger und als hypnotischer Spieler auf der Ney-Flöte. Er wuchs in Wesel in einer türkischen Musikerfamilie auf und machte sich vor allem als Gründungsmitglied des Dortmunder Transoriental Orchestras einen Namen. Im Gespräch nach dem Konzert definiert dieser vielseitige Musiker seine künstlerischen Ideale ganz im Sinne der legendären Band „Embryo“, die seit den 1970ern auf musikalische Weltreisen ging - was ganz viel mit Kommunikation und Austausch und eher wenig mit Aneignung zu tun hat.

Eine Reise ins Innere

In ausgesuchten Passagen der Musik zeichnet der Sufi-Derwisch Talip Elmasulu seine meditativen, rotierenden Tanzfiguren, was der Musik jenseits des rein Visuellen eine transzendentale Dimension gibt. Wie kann ein normaler Mensch diese Drehbewegungen nur aushalten? Talip Elmasulu strahlt einen tiefen inneren Ruhezustand aus dabei. Genauso beschreibt er, was ihm diese Praxis für einen Mehrwert fürs eigene Leben gibt: Vor Jahren entdeckte der heute in Essen Lebende den Sufismus - und erlente den "Sema", den Sufi-Tanz. diese besondere Praxis im Islam, die eben kaum etwas mit Unterwerfung und Dogmatik zu tun hat.

Er trat in den Galata Melvlevi Orden in Istanbul ein und lernte dort den Derwischtanz. Mit dem Sema – Tanzensemble des Galata Melvlevi Ordens war er auf verschiedenen europäischen Musik und Tanzfestivals zu Gast. Ebenso trat er in verschiedenen türkischen Fernseh- und Theaterproduktionen auf.

Hauptberuflich arbeitet im physiotherapeutischen Bereich, unter anderem als Trainer für Wassergymnastik, was durchaus nach einem ganzheitlichen, damit sehr gut harmonierenden Lebenskonzept klingt. Im Tanz entwickelt er nach eigenem Bekunden eine verstärkte Achtsamkeit nach innen, um mit sich und der Welt in Einklang zu treten.

https://ensemble-noisten.de/programme/

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