Klavier-Festival Ruhr
Till Brönner & his Piano Friends
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese
Weniger Konzerte, aber mit mehr Besuchern – die Bilanz des diesjährigen Klavier-Festivals Ruhr kann sich sehen lassen. Mehr als 61.000 Zuhörer strömten zu den 67 Veranstaltungen. Und auch der Abschlussabend war wie knapp 30 andere ausverkauft.
Erwartungsvoll saß das Publikum im vollbesetzten Ruhrfestspielhaus, um zu erleben, was Till Brönner dieses Mal ausgeheckt hatte. Deutschlands bekanntester Jazztrompeter durfte zum dritten Mal im Rahmen des Klavier-Festivals drei Pianisten unter dem Titel „My Piano Friends“ einladen.
Es wurde ein langer, unterhaltsamer Abend mit über drei Stunden Musik. Klar, jeder der drei Tastendrücker durfte sich solo und mit Begleitung des exzellenten Rhythmusduos Martijn Vink (Schlagzeug) und Dieter Ilg (Kontrabass) ins rechte Licht rücken.
Zunächst Larry Goldings. Der ist in der Jazzszene in erster Linie als groovender Jazzorganist zu Ruhm gekommen. In Recklinghausen aber zeigte der Amerikaner, dass er als feinsinniger Pianist auf dem Konzertflügel auch mit seinem Faible für Filmmusik sehr gefühlvolle Musik zu bieten hat.
Der zweite Amerikaner des Abends, Mulgrew Miller, entpuppte sich als der große Ästhetiker, der die Standardliteratur der Jazzmusik wunderbar elegant und doch treibend zum Swingen bringen kann. Und Frank Chastenier, fester Pianist in der WDR Big Band und alter Wegbegleiter von Till Brönner, begeisterte als großer Gestalter, der mit schwungvollem Swing ebenso beeindruckte wie mit seiner „Fantasie über FXO“, einer gewitzten Hommage an den Intendanten des Klavierfestivals, Franx Xaver Ohnesorg.
Till Brönner führte charmant durch den langen Abend und stieg am Ende eines jeden Sets mit seiner Trompete als Gast für ein Stück beim jeweiligen Pianisten ein.
Zum Schluss des Abends spielten die Pianisten in interessanten Duetten mit erfreulich offenem Visier neugierig miteinander und ganz am Ende alle Musiker gemeinsam. Und da nur zwei Flügel auf der Bühne Platz hatten, zauberte Till Brönner für Larry Goldings kurzerhand eine Melodika aus seinem Jackett.
Für diesen spürbar spielfreudigen Kehraus gab es tosenden Applaus. Ein schöner Schlusspunkt war das unter die diesjährige „JazzLine“ des Festivals, die mit Chick Corea einen inzwischen schon Festival-Dauerbrenner präsentierte – mit seiner „Freedom Band“ aber wieder einmal in einer weiteren Konstellation. Und die mit Helen Schneider gar eine Sängerin in den Fokus rückte. Der Jazz, er ist ein kleiner, aber längst auch wichtiger Baustein des Klavier-Festivals Ruhr.