Klangliche Mixturen
Sub.vision in Dortmund
TEXT: Bernd Zimmermann | FOTO: Bernd Zimmermann
Samstagabend im Trausaal des Amtshauses in Dortmund-Mengede, einem für Jazz ungewöhnlichen Spielort. Allerdings an diesem Abend mit einer unerwarteten Symbolkraft. Nicht das Gilda Razani (Sax, Flute, Theremin) und Hans Wanning (Keyboards) bei dem Konzert gleich auch noch geheiratet hätten, nein, es war die Hochzeit zweier Musikgenres und die Geburtsstunde eines neuen Sub.vision-Projekts.
Jazz traf auf House, Trance und sogar ein wenig Hip Hop. Aber auch die 70iger Jahre Klangkünstler Froese und Schulze kamen einem in den Sinn. Was für eine Mixture. Damit begeisterten die beiden ihr Publikum. Sichtlich gelassen, obwohl um ein Vielfaches mehr gefordert als in ihren Quartets oder Quintets, spielten Razani und Wanning ihr neues Programm. Dies besteht zur Zeit aus neuen Stücken und neu arrangierten alten Kompositionen.
Kreative Grooves im Stile eines Trontemöller gepaart mit feinen, gefühlvollen Saxophonmelodien und -klangmalereien. Jedes Stück eine kleine Symphonie. Überraschende Sounds, auf- und abschwellende Klangcollagen. Zum Teil so dicht gepackt, dass es Hans Wanning höchste Konzentration abverlangte. Denn es wurden nicht etwa einfach nur Loops verwendet, sondern das meiste spielte er mit Hilfe seiner Soundgeneratoren selbst. Höchster Anspruch an Spielkunst und Beherrschung der technischen Hilfsmittel. Aber so gelingt es ihnen, sich von den sonst bei dieser Musik vorgegebenen Strukturen lösen zu können und die Musik zu keiner Zeit künstlich wirken zu lassen. Platz für Improvisation und ein aufeinander eingehen. War es dass, oder die entspannte Situation eines Duos, dass seit 8 Jahren intensiv zusammenarbeitet, was Gilda Razani zu einer wunderbaren Leichtigkeit ihres Spiels veranlasste. Eine Premiere war auch das erstmalig live eingesetzte Theremin, ein elektronisches Instrument, dass bereits 1919 erfunden wurde und wohl nach wie vor als einziges Instrument berührungslos gespielt wird (sieht man mal von den Pseudo-Instrumenten der heutigen Computerspiele ab). Ergänzt wurden die Stücke zudem durch lyrische Texte, die Gilda Razani , von der Musik begleitet, vortrug.
Also, ein Abend voller Überraschungen und einem neuen Stern, der da am Musikhimmel des Ruhrgebiets aufzugehen scheint.