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Klanglabyrinthe und Groove-Magie

Structuture und Peter Somuah auf der Burg Linn

Krefeld, 03.05.2025
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Stefan Pieper

Ein lauer Frühlingsabend wie im Bilderbuch senkte sich sanft über die Burg Linn, aber hinter den dicken Mauern erklang wieder mal musikalische Gegenwart und vielleicht auch Zukunft. Der UNESCO World Jazz Day hat mit dieser Spielstätte schon seit vielen Jahren einen würdigeren Ort in diesem historischen Rittersaal. An diesem Abend entfalteten sich zwei völlig unterschiedliche musikalische Universen – ein komplexes, avantgardistisches einerseits und ein pulsierendes, lebensfrohe afrikanisches andererseits. Der gemeinsame Nenner hier: Jazz als lebendiges Kulturgut, welches Menschen über stilistische Grenzen hinweg verbindet und selbst in historischen Mauern höchst gegenwärtig sein kann.

Eine junge Kölner Formation namens „Structuture" füllte die Burg Linn zunächst mit einem Labyrinth der Klänge, Gesten, Töne und Ideen, welches den vielen Gängen, Nischen und Korridoren dieses historischen Wahrzeichens von Krefeld locker das Wasser reichen konnte. Ager Nissen (Altsaxofon), Victor Fox (Tenorsaxofon), Roger Kintopf (Bass) und Leif Berger (Schlagzeug) zogen in dichtem Spielfluss hinein in die faszinierende Welt schräger Tonintervalle und komplexer musikalischer Strukturen, die sich unablässig in einer betont sprechenden Interaktion Gehör verschafften. Da passiert so viel und ständig auf engstem Raum, etwa wenn Roger Kintopfs Bass-Flageolett-Klänge auf choralartige Formeln der beiden Saxophone prallen, während sich Schlagzeuger Leif Berger hellwach die Prozesse miteinander vernetzt und auch sensibel reagiert auf den dissonanzharmonischen, polyphonen Klangfluss der beiden Saxophone, der gerne auch mal an Free-Jazz-Legenden wie Ornette Coleman erinnert.

In der Pause befragt nach Einflüssen in seiner Musik, war die Antwort des Bandleaders kurz und klar: „Den größten Einfluss üben meine Mitmusiker auf mich aus." Was hörbar ist, denn das Zusammenspiel von „Structuture" ist durch kaum noch steigerbaren kollektiven Konsens getragen. Bemerkenswert war auch der Konzentrationslevel, der sich über die ausgiebigen Gratwanderungen dieser Band unter den knapp 170 Besucherinnen und Besuchern in der Burg einstellte – hier hätte man die Stecknadel fallen hören, wäre dies nicht durch den dichten Spielfluss dieses Quartetts übertönt würde.

Für so viel aufmerksames Zuhören und Mitdenken wurde dem Publikum nach der Pause eine wunderbare Belohnung geschenkt: Die Band um den ghanaischen Trompeter Peter Somuah, zusammen mit Anton de Bruin (Keyboard), Marijn van der Ven (Bass), Danna Rombout (Percussion) und Jens Meyer (Schlagzeug) erlaubte vom ersten Ton an, befreit loszulassen, in endlose Grooves einzutauchen und sich von einer Grundwärme, wie sie jeder afrikanischen Musik anhaftet, verwöhnen zu lassen. Damit war auch die letzte Restkühle, die vielleicht noch in den Burg-Gemäuern hing, endgültig weggeblasen. Mit wohlfeilen Weltmusikklischees, hat die Band um Somuah definitiv nichts im Sinn. Somuah hat die Musiktraditionen seiner ghanaischen Heimat verinnerlicht, alle vier Musiker spielen hochvirtuos und authentisch und aus der ganzen aufgeklärten Haltung des zeitgenössischen Jazz heraus.

Zwar leben hier die Konstanten „Highlife Music" mit ihren singenden Melodienbögen und auch der „Afrobeat", etwa im Geiste der legendären Fela-Kuti-Band schwingt sich seinen charakteristisch peitschenden Snaredrums und den trockenen Keyboard-Licks oft zu einem unwiderstehlich pumpenden Groove auf. Aber sowas ist immer ein federleichtes Sprungbrett, um sich in leuchtende Gewässer aller Couleur hineinzustürzen, prallgefüllt mit Wärme, Bewegung und Leben. Fantastisch wirkte auch die Einheit aus Meyers Schlagzeugspiel und Rombouts Percussion. Auf all dem bauten sich hymnische Soli auf – nicht nur von Somuah selbst mit seinem flammenden, strahlkräftigen Trompetenklang, ebenso auch von Anton de Bruin an Keyboard und Piano.

Der UNESCO World Jazz Day mag teilweise eine symbolträchtige, medial aufgeblasene Inszenierung sein und steht deswegen auch zuweilen in der Kritik. Der Jazzklub Krefeld sorgt aber seit Jahren mit hoher Verlässlichkeit dafür, dass daraus eine echte kulturelle Praxis vor Ort entsteht.

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