Klanggewitter im Wohnzimmer
Japan Jazz Festival im Bunker
TEXT: Bernd Zimmermann | FOTO: Bernd Zimmermann
Nach dem Obake Japan Festival und dem Free Willie IV Festival 2012 veranstaltete der Bunker Ulmenwall ein weiteres Festival mit dem Schwerpunkt Japanische Musik und Kunst. Gespielt und kuratiert von Satoko Fujii. Präsentiert von nrwjazz.net.
Der Bunker Ulmenwall ist sonst eigentlich nicht so leicht zu finden, liegt er doch unter der Erde. Jedoch in diesen Tagen flattet ein großes Transparent so über dem Eingang, dass sich der Besucher beim Eintritt ein wenig vor dieser Traditionsspielstätte verneigen muss. Und dies zu Recht. Haben sich hier doch schon die namhaftesten Künstler und Jazzer die Klinke in die Hand gegeben. Dexter Gordon, Volker Kriegel, Peter Brötzmann, Barbara Thompson, Champian Jack Dupree, Chet Baker, Abdullah Ibrahim, oder Gary Burton. Aber auch für die lokale und regionale Szene und für viele Nachwuchskünstler war und ist der Bunker eine der wichtigsten Bühnen Nordrhein-Westfalens.
Seit ein paar Jahren schon gab es auch immer wieder Konzerte mit japanischen Jazzern. Vor allem mit Satoko Fujii, die bereits 2006 hier zum ersten Mal auftrat und danach immer wieder den Weg nach Bielefeld fand. So lag es für Carsten Nolte und Thomas Weiss nahe, einmal ein kleines Festival zu organisieren, dass von Satoko Fujii kuratiert wurde. Sie hat sich ihre musikalischen Mitstreiter für die drei Tage in Bielefeld ausgesucht.
Im urgemütlichen Bunker, ja wirklich, ein Bunker mit Wohnzimmer-Atmosphäre drehten die Akteure so richtig auf. Neben Satoko Fujii waren das Takashi Itani, John Hollenbeck (beide drums), Todd Nicholson (Bass) und Natsuki Tamura (Trompete). Klangcollagen, wirbelnde Töne und wirbelnde Musiker. Ein Bunker voller Kraft und Lebendigkeit. Höchst innovativ, die beiden Drummer. Itani nutze nicht nur klanglich, sondern auch körperlich den gesamten Raum, wirbelte von Ort zu Ort und trommelte, klopfte und trat auf alles ein, was seiner Meinung nach Klänge hervorbringen könnte. Musik in Dolby Surround. Hollenbeck hingegen überraschte mit allerlei Werkzeugen. Kinderrasseln, Butterbrotdose und Essensgong. Ihr Spiel war so einnehmend, dass darüber die Anteile der anderen Drei fast verloren gingen. Aber alleine wären die phantastischen Klanggewitter dieses Abends nur unvollkommen gewesen. Vor allem Satolo Fujii trug da das oft an Akrobatik grenzende Spiel mit ihren voluminösen Klangkonstruktionen und Natsuki Tamura verblüffte immer wieder mit seinem extravaganten Trompetenspiel.
Eine Werbung für die freien Spielarten des Jazz. Möge uns diese außergewöhnliche Spielstätte noch lange erhalten bleiben. Noch ist es allerdings nicht sicher und ein paar Tage wird das Transparent leider noch den Weg zum Bunker weisen.