Kit Downes
Doppelkonzert in der Philharmonie
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam (Loft Januar 2016)
Der englische Ausnahmepianist Kit Downes spielt mit zwei unterschiedlichen Bands in der Kölner Philharmonie. Ursprünglich sollte Kit Downes mit dem im Sommer 2015 verstorbenen Pianisten John Taylor zusammen spielen. Es sollte ein Treffen des Altmeisters mit dem Shooting Star des englischen Jazz werden. Doch leider konnte dieses Projekt nicht mehr verwirklicht werden.
Kit Downes widmet die Musik des Konzertes John Taylor dem Vorbild als Mensch und Musiker. „Sein Spiel hat die Kunstform – und auch mich – enorm beeinflusst. Seine Bereitschaft, immer authentisch zu improvisieren und nicht vor Risiken zurückzuschrecken, hat mich sehr inspiriert, und ich werde sie sehr vermissen.“
Den ersten Teil des Konzertes spielt Kit Downes an der großen Kirchenorgel, mit Tom Challenger am Tenorsaxophon, Lucy Railton am Cello und Jonas Burgwinkel am Schlagzeug.
Das Konzert beginnt mit langen schwebenden Orgelklängen und erst nach einigen Minuten setzen Saxophon, Cello und Schlagzeug ein. Die drei Instrumente spielen zurückhaltend über die massiven Liegetöne der Orgel. Im nächsten Stück geht Kit Downes zu schnelleren Tonfolgen über und die anderen Musiker folgen ihm dabei. Bemerkenswert ist dabei besonders die Schlagzeugbegleitung von Jonas Burgwinkel . Immer wieder führt Downes seine Stücke zu dramatischen Crescendos, um dann wieder zu ruhigen Passagen zurückzukehren oder auch abrupt zu enden. Ein besonderer Höhepunkt im ersten Teil des Konzertes ist ein Duo von Kit Downes mit der Cellistin Lucy Railton. Bei diesem Stück spielt Downes, das einzige Mal an diesem Abend am Flügel. Lucy Railton kreiert ein Ostinato und Downes spielt kleine Pianofiguren dazu, dann geht das Cello in ein kreisendes Motiv über.
“Simple things put in unusual ways,” wie Downes dazu sagt. Dieses Stück erinnerte vielleicht am stärksten an die Musik von John Taylor.
Lucy Railton, eine der Initiatoren des “London Contemporary Music Festivals” und Kit Downes machen solche Musik in ihrem Duo “Tricko”. Dort spielt Downes vor allem Orgel.
Auch mit dem Saxophonisten Tom Challenger spielt Downes zusammen in dem Duoprojekt „Wedding Music“, bei dem atmosphärische Improvisationen von Kirchenorgel und Saxophon
im Mittelpunkt stehen.
Auch auf dem Kölner Konzert spielt er solche Musik, beide Duos sind hier vereinigt und Jonas Burgwinkel begleitet dazu großartig am Schlagzeug.
Nach der Pause geht es dann mit dem Trio “Troyka“ weiter. Hier vertauscht Kit Downes die Kirchenorgel mit dem Keyboard und hat Chris Montague an der Gitarre und Joshua Blackmore am Schlagzeug in seiner Band. Er tritt auch äußerlich mehr zurück, die Ansagen übernimmt der Gitarrist des Trios.
Die Musik von “Troyka“ unterscheidet sich vollständig von der Band im ersten Teil des Konzerts. Das Trio bezieht sich auf Indie Bands wie Aphex Twin oder Deerhoof und spielt einen Stilmix von elektronischem Beat, Ambiente, Prog Rock Orgel, Funk und Blues Gitarre und anderen Stilelementen, der in keine Schublade passt.
Das Kölner Publikum erlebte Kit Downes Ende Januar mit seinem Klaviertrio “The Enemy“ im Loft und lernt ihn nun an der Kirchenorgel mit Elementen Neuer Musik und an den Keyboards in einem jazz-rockigen Trio kennen. Ein vielseitiger Musiker, der sich nicht auf einen Stil festlegen will, sondern sich in unterschiedlichen Bereichen der Musik aufhält und dort seine ganz eigene Ausdrucksweise hat, wobei seine stärkste Seite sicher sein Spiel am Piano ist.